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Einleitung.
zu bedenken, daß das Alte immer von Mißtrauen gegen das
Neue erfüllt ist, zumal in der Wissenschaft, wenn es von „un
berufener Seite" stammt. Konnte ihn die Zurückweisung auch
nicht von der Überzeugung abbringen, daß das geistig so klar
Geschaute einen wirklichen Hintergrund haben müsse, so drückte
ihn das Bewußtsein, keinen Helfer bei der großen Ausgabe zu
haben und mit solch ungeheurem Wahrheitsahnen in der Welt
allein zu stehen, doch schier zu Boden; gerade das einzige, was
ihm noch von anscheinend wohlwollender Seite geraten war:
die neue Hypothese auszuschreiben und sie so der Wissenschaft
zur Prüfung zu unterbreiten — das war ihm unmöglich, weil
die Sorge um die Familie, geschäftliche Gebundenheit, sowie der
Mangel an Zeit und genügender geistiger Frische, die für eine
solche Arbeit nötigen Vorstudien ausschlossen; und als er es für
einen ihm geeignet scheinenden Linzelfall doch versucht hatte,
wurde seine Arbeit mit leichtem und billigem Spott zurück
gewiesen.
Unter dieser bitteren Last fast zusammengebrochen und zu
vollster Hoffnungslosigkeit verurteilt, erlebte er doch noch das
Wunder, daß ein günstiges Schicksal ihn gerade dem Manne
in die Arme führte, der allein imstande war, ihn und seine
Sache in wirksamster weise zu unterstützen. Gelegentlich der
Inbetriebsetzung eines seiner bekannten Hochofengebläse war
Hörbiger von Wien nach der Pfalz gekommen, und hier lernte
er in Landstuhl den als Lehrer wirkenden Privatastronomen
PH. Fauth kennen, der sich in der astronomischen Fachwelt
schon längst einen Namen als einer der fleißigsten planeten
forscher und als hervorragender Renner der Mondoberfläche ge
macht hatte. Dieser Mann fühlte intuitiv, welch große Bedeutung
in den Hörbigerschen Gedanken für die Lösung vieler astronomischer
Rätsel ruhen müsse; vor seinem geistigen Auge zerrissen plötzlich
auch viele Nebelschleier, und ergriffen von regem Forschungseifer
auf der einen Seite, auf der andern von tiefem Mitleid mit Hör
bigers geistiger Notlage erfüllt, erklärte er sich bereit, das zu tun,
was dem Besitzer dieses Schlüssels zum Berge Sesam selbst nicht
möglich war: er übernahm die Ausarbeitung und die Heraus
gabe der Hörbigerschen Lehre, welcher die beiden Forscher den
Namen „Glazialkosmogonie" beizulegen beschlossen.