j)roiuberanzen.
263
wenn durch ungünstige Witterung der wichtigste Zeitabschnitt unge
nützt verstreichen muß. Es ist deshalb doppelt hoch zu schätzen, daß
trotz dieser Schwierigkeiten die Astronomen im Lause der letzten 50
)ahre eine sehr große Zahl von vorzüglichen Bildern der Korona teils
durch Handzeichnungen, teils auf photographischem Wege zu
sammengebracht haben, von denen wir in den Abbildungen einige
wiedergeben (s. auf Tafel XV die 5 unteren Bilder).
wir kommen nunmehr zur Betrachtung der noch wunder
bareren Erscheinungen der j)rotuberanzen. Dies sind rötlich
leuchtende Flammengebilde, deren Farbe das unverkennbare Rot
des glühenden Wasserstoffes ist. )hre Erklärung hat von Anfang
an die geringsten Schwierigkeiten gemacht. Alle Astrophysiker sind
sich darüber einig, daß es wirklich glühender Wasserstoff ist, der
sich an der Glut der jdhotosphäre entzündet hat. während aber
in früheren Jahren die Erscheinung ebenfalls nur bei totalen
Finsternissen gesehen werden konnte, hat die Wissenschaft seit Er
findung des Spektroskops ein Mittel, sie zu jeder Zeit zu be
obachten. Man sucht mit diesen Apparaten jetzt täglich den Sonnen
rand ab und hat dabei die ungeahntesten Überraschungen erlebt.
Die verschiedensten Protuberanzenformen wurden beobachtet, von
denen die Abbildungen auf Tafel XV nur eine schwache Vor
stellung geben können. Mit großer Geschwindigkeit schießt aus dem
Sonnenrande ein rotglühender Strahl heraus, der sich oben ge
wöhnlich ausbreitet und entweder in feurigen Flocken zur Sonne
zurücksinkt oder sich als leuchtende Wolke, die sich von dem
Stamme gelöst hat, lange Zeit ruhig in der Höhe schwebend
erhält, Höhen von 40—\00 000 km sind nicht selten; es sind
aber auch Protuberanzen beobachtet worden, die in ^0 Minuten
bis zu blühen von 500 000 km, d. i. mehr als der dritte Teil
des Sonnendurchmessers, aufstiegen (f. Tafel XV, Mittelab
bildung). Gebilde dieser Art treten in nächster Nähe der Sonnen
flecke auf; dann nennt man sie Fleckenprotuberanzen; andere
zeigen sich ständig, selbst in Breitengraden, in denen nie ein Fleck
auftritt, sogar an den Polen und hüllen diese in ein Meer von
züngelnden, am Rande haftenden Flammen; diese heißen Flächen
protuberanzen. wieder andere schweben wie irdische Wolken
ruhig über der Sonnenscheibe, steigen höher und höher, bis sie im
Weltraum verschwinden. Diese letzteren, deren Mannigfaltigkeit