Full text: Eis, ein Weltenbaustoff ([Hauptwerk])

j)roiuberanzen. 
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wenn durch ungünstige Witterung der wichtigste Zeitabschnitt unge 
nützt verstreichen muß. Es ist deshalb doppelt hoch zu schätzen, daß 
trotz dieser Schwierigkeiten die Astronomen im Lause der letzten 50 
)ahre eine sehr große Zahl von vorzüglichen Bildern der Korona teils 
durch Handzeichnungen, teils auf photographischem Wege zu 
sammengebracht haben, von denen wir in den Abbildungen einige 
wiedergeben (s. auf Tafel XV die 5 unteren Bilder). 
wir kommen nunmehr zur Betrachtung der noch wunder 
bareren Erscheinungen der j)rotuberanzen. Dies sind rötlich 
leuchtende Flammengebilde, deren Farbe das unverkennbare Rot 
des glühenden Wasserstoffes ist. )hre Erklärung hat von Anfang 
an die geringsten Schwierigkeiten gemacht. Alle Astrophysiker sind 
sich darüber einig, daß es wirklich glühender Wasserstoff ist, der 
sich an der Glut der jdhotosphäre entzündet hat. während aber 
in früheren Jahren die Erscheinung ebenfalls nur bei totalen 
Finsternissen gesehen werden konnte, hat die Wissenschaft seit Er 
findung des Spektroskops ein Mittel, sie zu jeder Zeit zu be 
obachten. Man sucht mit diesen Apparaten jetzt täglich den Sonnen 
rand ab und hat dabei die ungeahntesten Überraschungen erlebt. 
Die verschiedensten Protuberanzenformen wurden beobachtet, von 
denen die Abbildungen auf Tafel XV nur eine schwache Vor 
stellung geben können. Mit großer Geschwindigkeit schießt aus dem 
Sonnenrande ein rotglühender Strahl heraus, der sich oben ge 
wöhnlich ausbreitet und entweder in feurigen Flocken zur Sonne 
zurücksinkt oder sich als leuchtende Wolke, die sich von dem 
Stamme gelöst hat, lange Zeit ruhig in der Höhe schwebend 
erhält, Höhen von 40—\00 000 km sind nicht selten; es sind 
aber auch Protuberanzen beobachtet worden, die in ^0 Minuten 
bis zu blühen von 500 000 km, d. i. mehr als der dritte Teil 
des Sonnendurchmessers, aufstiegen (f. Tafel XV, Mittelab 
bildung). Gebilde dieser Art treten in nächster Nähe der Sonnen 
flecke auf; dann nennt man sie Fleckenprotuberanzen; andere 
zeigen sich ständig, selbst in Breitengraden, in denen nie ein Fleck 
auftritt, sogar an den Polen und hüllen diese in ein Meer von 
züngelnden, am Rande haftenden Flammen; diese heißen Flächen 
protuberanzen. wieder andere schweben wie irdische Wolken 
ruhig über der Sonnenscheibe, steigen höher und höher, bis sie im 
Weltraum verschwinden. Diese letzteren, deren Mannigfaltigkeit
	        
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