Full text: Eis, ein Weltenbaustoff ([Hauptwerk])

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Fackeln. 
grenzenlos zu sein scheint, werden als ruhende oder Höhen- 
protuberanzen bezeichnet. Sie entstehen durch Verbrennung 
ganz kleiner Eiskörper, die bereits in größeren Höhen über der 
scheinbaren Sonnenscheibe in der Glut der j)hotosphäre zersetzt und 
entzündet wurden. 
Ls wurde schon erwähnt, daß die Photosphäre in der Um 
gebung eines Fleckes sich in gewaltiger Bewegung befinden muß; 
diese können wir mit Hilfe des Fernrohres gut beobachten, und 
besonders die Photographie ist imstande, bei geeigneter: Vorkeh 
rungen die Wallungen und die Unruhe dieser Teile der Sonnen- 
oberfläche festzuhalten, wer einmal Gelegenheit hatte, in einer 
Eisengießerei große Massen geschmolzenen Eisens zu sehen, wird 
sich erinnern, daß die oberste Schicht des Eisens, aus dem oft 
Blasen aufsteigen, an diesen Blasenstellen helle Lichtadern zeigt, 
die kurz vor dem Durchbrechen der Blase am schönsten auftre 
ten. Das Eisen hebt sich an solcher Stelle zu einer kleinen Wöl 
bung an, und von dieser laufen die Lichtadern auseinander, weil 
die schon etwas kühler gewordene Dberflächenhaut zerreißt, so daß 
die darunterliegenden heißeren Lisenmassen sichtbar werden. Ähn 
lich muß der Verlauf auf der Sonne sein, wenn es gestattet ist, 
flüssiges Eisen mit dem glühenden Gasozean in Vergleich zu 
stellen, wir sehen die Lichtadern, hier Fackeln genannt, ge 
wöhnlich an solchen Stellen, an denen kurz darauf ein Fleck zum 
Vorschein kommt; wir sehen sie aber auch in der nächsten Um 
gebung der Flecke über den Verdampfungsherden selbst, als 
Zeiche::, daß die Photosphäre durch Wirbelbewegungen und 
andere Strömungsstörungen zerrissen wird. Die Risse füllen 
sich mit von unten nachströmender heißerer Materie, welche eine 
Zeitlang sichtbar bleibt, um dann zu verschwinden und an anderer 
Stelle durch neue Bildungen ersetzt zu werden. Solche Fackeln 
sind auf der Sonnenscheibe vorhanden, sobald sich Flecke bilden 
oder bilden wollen; wir sehen sie aber nur an den Randpartien, 
weil uns hier die Sonnenscheibe infolge der Kugelgestalt etwas 
dunkler erscheint, so daß die heißeren und deshalb Heller leuchten 
den Teile sich von dem weniger Hellen Untergrund besser ab 
heben können, weiter nach der Mitte der Sonnenscheibe werden 
sie von ihrer ungeheuren Lichtfülle überstrahlt; in der Photo 
graphie treten sie aber auch hier sichtbar zu Tage, wenn geeignete
	        
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