Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

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Anwendung von Kartoffel- Stärkmehl und Kartoffel 
mehl zur Branntweinerzeugung. 
Von der Erzeugung des Stärkmehls und Mehls aus den Kar 
toffeln war schon im II. Bande dieses Werkes a. a. O. die Rede. Bei 
der Erzeugung des Stärkmehls erhält man eine faserige, breiige Masse, 
welche durch das Auswaschen derselben schon möglichst entsaftet ist und 
bei Fortsetzung dieser bloß mechanischen Scheidungsmethode kein Stärk 
mehl mehr ausgibt, obwohl darin noch etwa V 3 des Stärkmebl- 
gehaltes der Kartoffeln enthalten. Man hat daher vorgeschlagen, die 
sen Brei durch Erhitzung (mit Dampf oder durch Anbrühen) zu Klei 
ster zu kochen und bei etwa 52° R. Temperatur mit Gerstenmalz auf 
die gewöhnliche Art cinzumeischen, um ihn noch auf Branntwein be 
nützen zu können, was auch ausführbar ist. Indessen kann man den 
selben auch durch Pressen sehr leicht bedeutend entwässern und hierauf 
trocknen (er trocknet auf luftigen Böden auch bei niedrigerer Tempe 
ratur, wenn sie nur nicht unter 0 ist), worauf er sich mittelst gewöhn 
licher Mühlen sehr leicht zu Mehl vermahlen läßt, welches zur Brannt- 
weinerzeugung und bei sorgfältigerem Auswaschen auch zur Bier 
erzeugung geeignet ist. Dieses Mehl unterscheidet sich von dem gewöhn 
lichen Kartoffelmehl dadurch, daß cs mehr Zellenstoff und weniger 
Stärkmehl als dieses, nämlich in 100 Gewichtsthcilen beiläufig 75 
Gcwichtstheile Stärkmehl und 25 Gewichtstbeile Zcllenstoff enthält. 
Hiernach ist dieses Mehl ein für die Branntweinerzengung fast ebenso 
werthvolles Materiale wie der Roggen, welchem es in der Ausgiebigkeit 
nahe steht, indem es über 60 pCt. wasserfreies Ertract von einer 
größer» Vergährungsfähigkeil liefert, als das aus dem Roggen besitzt. 
Bei der Erzeugung des Kartoffelmehls aus entsafteten, getrockneten 
Kartoffelscheiben erhält man etwa 2 / 3 feines und */ 3 gröberes Mehl, 
welches letztere gelblichgrau und mit den feingemahlenen Kartoffel 
schalen untermengt ist. Bei der Prüfung mittelst Auflösung in einem 
Malzinfusum zeigt es sich, daß das feine Kartoffelmehl mehr Stärk 
mehl und das gröbere Mehl mehr Zellenstoff enthält, so daß es dem 
obigen Mehl, ans dem ausgewaschenen Kartoffelbrei bereitet, nahe steht. 
Es läßt sich noch feiner vermahlen; es kann aber auch in Form von 
grobem Mehl sowohl zur Bier- als Branntweinerzeugung verwendet 
werden, indem sich das darin enthaltene Stärkmehl beim Meischen voll 
ständig auflöst. Dieses Kartoffelmehl geringerer Qualität soll mit 
»zweite Sorte« desselben bezeichnet werden. Was nun in Folgendem
	        
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