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Zm Allgemeinen ist nun das Verfahren bei der Erzeugung von
Kunsthefe für Kartoffelmeischen folgendes, wobei sich der bessern Ver
ständlichkeit wegen an bcstiinmte Verhältnisse gehalten und demnach
angenommen wird, daß 50 W. Metzen ä 80 Ñ — 4000 ti Kartoffeln
mit dem Grünmalze aus 3 Metzen — 210 U Gerste mit Zusatz von
15 U Hafermatzschrot in einem Gährbottichraum von 60 Eimer einge-
meischt, das Malzschrot beim Meischen in zwei bebrochenen Portionen
zugesetzt, und zur Kunsthefenbereitnng 50 U Schrot, zur Hälfte aus
Gerstenmalz, zur Hälfte aus Roggen bestehend, so wie ein Hefenkübel
von 6 Eimer Inhalt — V 10 des Gährbottichranmes angewendet wird.
Roher Weizen und rohe Gerste statt Roggen sind bis jetzt, so viel
bekannt, noch nicht zur Bereitung von Kunsthefe versucht worden; über
deren Wirkung in Vergleichung mit jener des Roggens sind daher noch
keine Erfahrungen vorhanden.
Eine jede Kunsthefenbereitnng zerfällt in folgende vier Operatio
nen, als:
1) in die Erzeugung der Hefenmeische (Einmeischung);
2) „ „ Abkühlung derselben (Abkühlung);
3) „ das Stellen derselben mit der Mutterhefe (Stellen mit Mut
terhefe);
4) in das Auffrischen der gährendeu Hefenmeische (Auffrischung).
Ad 1) Einmeischung.
Zur Erzeugung der Hefenmeische werden 50 Maß (— */ i0 vom
Gährbottichraum) Kartoffel-Dickmeische aus dem Einmeischbottich (Vor-
meischbottich) von 50 bis 52" R. Temperatur gleich nach beendigter
Meischung in den Hefenkübel gebracht, derselben die bemerkten 50 Ñ
Schrotgemenge zugesetzt und mittelst eines Rührscheites so fleißig ein
gerührt, daß keine Klinnpen bleiben, wobei die Temperatur der Masse
auf circa 36 bis 40° R. herabsiukt. Es werden nun beiläufig 50 Maß
heißes Wasser von etwa 70° R. zugesetzt und durchgemeischt, wodurch
die Temperatur der Hefenmeische wieder auf nahe 52 bis 56° R. erhöht
und so zur Znckerbildung geeignet gemacht wird. Der Kübel wird da
bei innen oberhalb der Hefenmeische rein abgeschweift und bleibt, mit
einem reinen Deckel bedeckt, ruhig stehen, wobei die Hefenmeische all-
mählig abkühlt. Somit ist die Erzeugung der Hefenmeische vollendet,
und es ist aus der Erfahrung abgeleitete Regel, daß man die Zucker-
bildung bei dieser Hefenmeische bei so niedriger Temperatur als möglich
zwischen 50 bis 60° R. zu erreichen suchen müsse.