Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

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sein, und diese ergibt sich, wenn man bedenkt, daß in dem Moste eine 
größere Menge Ferment enthalten, als nothwendig ist, den darin ent 
haltenen Traubenzucker zu zersetzen. Man kann ihm daher Zucker oder 
Sirup (gemeinen und Stärkmehlzucker, Zucker- oder Stärkmehlsirup) 
zusetzen und damit vcrgähren lassen, auf welche Art man aus der 
einfachen Menge Traubenmeisch bis die doppelte Menge Wein 
branntwein zu gewinnen im Stande ist. Der Werth des aus dem 
zugesetzten Zucker erzeugten Branntweins wird dadurch seiner Reinheit 
und seines Aroma wegen bedeutend erhöht, während er für sich mit 
Zusatz von Hefe gegohren diese Vorzüge nicht erhalten würde, und 
man bedarf dazu keines besondern Aufwandes von Hefe, welche eben 
zur Verschlechterung des Productes beiträgt, weil das Gährungsmit- 
tel schon im Traubenmeische gegeben ist. Es wird dadurch der zuge 
setzte Zucker (nur mit Schwefelsäure bereiteter Stärkmehlzncker oder 
Sirup ist dazu anwendbar) auf ganz gleiche Art zersetzt, wie der im 
Moste schon enthaltene natürliche Traubenzucker, und es scheint vor- 
theilhaft zu sein, den Traubenmeisch erst für sich in die Gährung 
kommen zu lassen, ehe man den Zucker oder Sirup hinzusetzt. Auch 
hier gibt das Sacharometer Aufschluß über den Verlauf und Erfolg 
der Gährung, und die Destillation der reifen Meische wird auf gleiche 
Art vorgenommen. 
Bei der Erzeugung des Weins im Großen fallen ferner die Scha 
len und Kämme der Weinbeeren als sogenannte Weintrester ab. Ent 
weder werden diese Trester vor der Gährung von dem Moste oder 
nach der Gährung von dem Weine durch Pressen geschieden. Zm 
erster« Falle halten sie eine nicht unbeträchtliche Menge Most, im letz 
ter« Falle eine geringere Menge Wein zurück, weil sich der dünnflüs 
sige Wein vollständiger von denselben abpressen läßt, als der dickflüssige 
Most. 
Die Trester von gegohrenem Wein werden durch Destillation un 
mittelbar auf Branntwein benützt, oder indem man sie erst mit Was 
ser ertrahirt und die wässerige Flüssigkeit der Destillation unterwirft. 
Die schwächer« Waschwässer werden zur Ertraclion neuer Trester 
verwendet. Diese Trester können nicht lange aufbewahrt und müssen 
möglichst bald verarbeitet werden, wenn sie nicht sauer und dadurch 
Verluste an Alkohol bedingt werden sollen. Dieser Tresterbranntwein 
ist von geringerer Qualität. 
Die Trester vom Moste abgepreßt, werden zum Theil zur Fabrica- 
tion künstlicher Weine verwendet, und sind für diese Anwendung allen 
andern Beeren vorzuziehen, indem sie die weinähnlichsten Getränke
	        
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