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Zeitaufwand beim einfachen Brennbetriebe.
Der zum Abtriebe erforderliche Zeitaufwand ist, ein gleiches Quan
tum abzutreibender Meische vorausgesetzt, von folgenden Umständen
bedingt, als:
1 ) von der Feuersiäche der Brennblase;
2 ) von der Lebhaftigkeit der Unterhaltung des Feuers;
3) von dem Alkoholgebalte der reifen Meische oder gegohrenen
Flüssigkeit.
Die Feuerfläche der Brennblase, verbunden mit der Art nnd Weise
der Feuerung, hat einen sehr großen Einfluß auf die Zeitdauer des
Abtriebs; denn erstere ist die wärmeleitende Fläche nnd letztere bedingt
die durch die Verbrennung hervorgebrachte Temperatur und nimmt
dadurch auf die Schnelligkeit der Wärmeleitung ebenfalls Bezug. Der
Brennblase soll man daher bei sonst gleichem Rauminhalte eine Form
geben, welche die entsprechende Feuerfläche darbietet, und das Feuer
soll mit einer solchen Lebhaftigkeit unterhalten werden, daß dadurch
die höchstmögliche Temperatur hervorgebracht wird. Man muß dabei
jedesmal zwei Zeitperioden unterscheiden, nämlich:
n) die Erhitzung der Meische bis zum Sieden, und
b) den Abtrieb des Alkohols mit Wasser aus der bereits siedenden
Meische.
Die Erhitzung der Meische bis zum Sieden kann anfangs ziemlich
rasch geschehen; nur muß man bei dickern Meischen, welche viel Treber,
Zellenstoff n. dgl. enthalten, dahin sehen, daß dabei kein Absetzen und
Anbrennen derselben am Boden erfolgt, weßhalb öfteres Aufrüh
ren einer solchen Meische vor Eintritt des Kochens nothwendig ist.
Ist dieß erfolgt, so muß das Feuer gemäßigt werden, um ein Über
schäumen der kochenden Meische zu verhüten, nnd man muß den Ab
trieb anfangs aus gleicher Ursache sehr langsam nnd vorsichtig betrei
ben, bis nach '/4 oder '/r Stunde das Aufschäumen nachgelassen, die
Meische überhaupt durch das längere Kochen die Eigenschaft zu schäu
men verloren hat, worauf wieder das Feuer allmählig verstärkt und
der Abtrieb beschleunigt werden kann.
Bevor noch der Lutter aus dem Kühler abzufließen beginnt, er
kennt man den Eintritt des Kochens und der Dampfbildung (der De
stillation) an dem Helmrohr, welches wegen der durch dasselbe strei
chenden Dämpfe nun so heiß wird, daß man cs mit der Hand nicht
mehr berühren kann, ohne sich zu verbrennen. Von da ab beginnt
die Destillation und der Ablauf des Lutters.