Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

321 
der Branntwein enthält, der durch einmalige Destillation unmittelbar 
aus der Meische erhalten worden ist, und am wenigsten mundet den 
Branntweintrinkern jener Branntwein, welchen man durch Verdün 
nung von Weingeist mit Wasser erzeugt. An der Verschiedenheit 
beider kann wohl das Fuselöl Antheil haben, indem es im Weingeist 
nicht nur in anderer Menge, sondern wahrscheinlich auch von etwas 
anderer Beschaffenheit enthalten ist und seine relative Menge durch 
die Verdünnung des Weingeistes mit Wasser in ein anderes Verhält 
niß gestellt wird; allein offenbar hat auch die Beschaffenheit des zuge 
setzten Wassers darauf Einfluß; denn in dem durch unmittelbare De 
stillation erhaltenen Branntwein ist destillirtes Wasser enthal 
ten, während man zur Verdünnung des Weingeistes Fluß- oder 
Brunnenwasser anwendet. Beide Ursachen müssen nothwendig auf 
den Geschmack des Branntweins einen Einfluß nehmen. 
Von der nachtheiligen Wirkung, welche mit Kupferoryd und Grün 
span überzogene Knpferflächen des Brennapparats auf das Fuselöl ha 
ben, wenn es damit in Berührung kommt und gewisse Theile des Brenn 
apparats nicht fleißig gereinigt werden, war schon vordem die Rede. 
Eine besondere Beschaffenheit erhält der Branntwein bei der Ver 
arbeitung ausgewachsener, noch mit den Keimen versehener Kartoffeln. 
Dieser Branntwein erhält einen eigenen, beißenden Geschmack und 
einen Geruch, welcher Nase und Augen reizt, und der schon wahrzu 
nehmen ist, wenn man eine Brennerei betritt, in welcher ausgewach 
sene Kartoffeln verarbeitet werden. Bekanntlich enthalten die Kar 
toffelkeime Solan in, ein narcotisch giftiges Pflanzeualkaloid; allein 
dieses ist nicht flüchtig und kann also nächste Ursache jenes beißenden 
Geruchs nicht sein. Entweder muß sich daher neben dem Solanin noch 
jene flüchtige Sllbstanz in den Kartoffelkeimen bilden, oder dieselbe 
erst bei dem Gährproceffe, vielleicht durch Einwirkung des Solanins, 
erzeugt werden. Sie ist so fluchtig, daß sie sich bei bebrochener De 
stillation des Branntweins immer in der ersten Portion des Destillats 
anhäuft, mithin auf diese Weise coucentrirt und der rückständige 
Branntwein davon befreit werden kann. Sie ist aber bis jetzt we 
der isolirt dargestellt noch näher untersucht worden. Genossen wirkt 
ein solcher Branntwein in hohem Grade betäubend. Beim langen 
Lagern desselben soll sich jene Substanz aus ihm ebenfalls verlieren 
und der scharfe Geruch verschwinden. Digestion mit Schwefelsäure 
('/» pr. Eimer), hierauf Neutralisircn mit Kalk und Rectification 
soll helfen. Die Brennblasen sollen dabei öfters im Innern schwarz 
anlaufen, was auf einen Schwefelgehalt hinweisen würde. 
Balling's Gährungschcmie. III. 21
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.