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Der Weingeist.
Der Weingeist zeigt in ähnlicher Art, je nachdem er durch
mehrmalige Rektifikation aus dem Lutter oder durch einmalige Destil
lation unmittelbar ans der Meische erzeugt worden ist, in Bezug auf
seinen Gehalt an Fuselöl, je nach Menge und Beschaffenheit dessel
ben, ebenso wie der Branntwein einige Verschiedenheiten. In gleicher
Art hat auch die Reinhaltung des Destillirapparats auf seine Güte
Einfluß. In den meisten Fällen wird er vor seiner Anwendung zu
welchen Zwecken immer rectificirt und dadurch gereinigt. Sowohl in
Bezug auf Ersparniß an Zeit und Brennstoff bei der Erzeugung, als
in Bezug ans die erforderlichen Gefäße zur Aufbewahrung, dann auch
zur Ersparung an Gefäßen und Frachtkosten bei seinem Transporte
ist es vortheilhafter, möglichst hochgrädigen als mindergrädigen Wein
geist zu erzeugen, um darin den Alkohol mehr zu concentriren. Da
der Weingeistfabrikant keinen absoluten Alkohol erzeugt, so kann hier
von dem Verfahren, wornach derselbe aus dem Weingeiste gewonnen
werden kann, abgesehen werden. Von seinen Eigenschaften so wie
von seinem Verhalten wurde schon im I. Bande dieses Werkes unter
der Überschrift »Alkohol« S. 87 gehandelt. Von seiner weitern
Reinigung und Entfuselnng wird in Folgendem die Rede sein.
Wenn man den Weingeist für fich rectificirt, so wird zwar das
Destillat immer etwas reiner, allein im Rückstände, im Phlegma, bleibt
weniger Fuselöl, weil dasselbe im Weingeist leicht löslich und, damit ge
wissermaßen inniger verbunden, mit den Weingeistdämpfen wieder über-
destillirt. Will man den Weingeist daher mehr vom Fuselöl befreien, so
muß er vor der Rectification mit Wasser vermischt werden, in welchem
Falle man ein reineres Destillat und im zurückbleibenden Phlegma mehr
Fuselöl erhält; jedoch muß dabei der immer fuseligere Nachlauf von
dem reinern Vorlauf abgesondert werden. Es scheint, daß durch den
Zusatz von Wasser die Verbindung des Fuselöls mit dem Weingeist
lockerer gemacht wird.
Das Fuselöl.
Der Getreide- wie der Kartoffel-Branntwein besitzen, wie bereits
erwähnt, einen eigenen, unangenehmen Geruch mit) Geschmack, die man
mit dem Namen Fusel bezeichnet. Gegenwärtig weiß man, daß eine
eigenthümliche, ölähnliche Flüssigkeit, welche sich bei der Destillation