15
Branntweinbrennerei, wenn man dazu nicht vie ganze Meische anwen
den, sondern nur die aus derselbe» abgezogene Würze gebrauchen will,
wie in England.
Daß cs selbst Vortheilhaft sei, nicht eine rohe Getrcideart allein,
sondern je zwei oder drei derselben mit einander gemengt anzuwenden,
wurde schon erklärt; doch wird bei uns häufig nur Gerstenmalz und
Roggen angewendet, in England dagegen Gerstemnalz mit roher
Gerste und Weizen.
Der Roggen gibt auch bei der größten Menge Gerstenmalz immer
eine sehr schleimige Würze, welche langsam und unvollkommen von
den Trebern abfließt, was zur Folge hat, daß, wenn auch heiße oder
kalte Nachgüsse auf die Treber gemacht werden, um die von ihnen zu
rückgehaltene Würze zu gewinnen, dieß nur unvollkommen geschieht
und mit größerem Zeitaufwande verknüpft ist. Auflockerungsmittel
der Treber helfen hier weniger, weil die Würze dadurch nicht dünn
flüssiger wird.
Aus diesen Ursachen wird bei Anwendung von Roggen mit Ger
stenmalz allein in den meisten Fällen keine Würze gezogen, sondern
die ganze Meische sammt den darin befindlichen Trebern der Gährung
unterworfen, um keinen zu großen Verlust an nutzbarer Substanz zu
erleiden. Welchen Einfluß dieß auf die Qualität des erzeugten Brannt
weins haben kann und was sonst dadurch für Hemmnisse in dem wei
tern Vorgänge bedingt sind, wird später besprochen werden.
Abgesehen vom angewendeten Malze, ist die vortheilhaftere Wir
kung eines Gemenges von mehren Getreidearten nur in der Beschaffen
heit des in ihnen enthaltenen Klebers zu suchen, welchem eine verschie
dene zuckerbildendc Wirkung auf das Stärkmehl zukommt, so daß sic
sich hierin gegenseitig unterstützen und gewissermaßen ergänzen. So
enthält der Roggenkleber vorzüglich viel Pflanzenleim, der Weizen-
kleber am meisten Pflanzenfibrin. Der Mucingehalt beider wurde bis
her noch nicht genau bestimmt; aber höchst wahrscheinlich ist auch in
dem einen Getreide mehr, in dem andern weniger davon enthalten
und damit die verschiedene und sich gegenseitig unterstützende Wirkung
derselben schon entschieden.
Übrigens ist es von Localumständen und den Preisverhältnissen
des Getreides mit Rücksicht auf die Ausbeute daraus bedingt, ob man
die Anwendung der einen oder der andern Getrcideart zur Brannt-
weincrzeugung vorzuziehen und in welchen Mengenverhältnissen man
sie hierzu anzuwenden habe. So wird in England viel Weizen, bei
uns Roggen dazu gebraucht.