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auch ihren Zusammenhang aufhebt und sie dadurch zum schnellern
Trocknen bringt, wodurch ihre Haltbarkeit vermehrt wird.
Insofern diese Hefengewinnnng als Nebennutzung der Getreide-
Branntweinbrennerei betrieben wird und die erzeugte Hefe um einen
entsprechenden Preis verkalkst werden kann, mag sie allerdings einigen
Vortheil mehr bringen, als die Benützung der Meische auf Brannt
wein allein liefern würde; allein sie führt auch mehre Nachtheile mit
sich, die hier einer nähern Würdigung unterzogen werden sollen.
Diese Nachtheile beziehen sich: 1) auf den ökonomischen Betrieb;
2) auf die Qualität der erzeugten Hefe, und 3) auf den vorgehen
den chemischen Proceß.
In der ersten Beziehung wurde schon bemerkt, daß bei dem Um
stande, wo der nothwendig zu erregenden kräftigen Gährnng wegen
die gährende Meische einen größer» Steigraum erfordert, der ver
steuerte Gährbottichranm nicht so mit Meische angefüllt werden darf,
als dieß bei der bloßen Benützung der Meische auf Branntwein ge
schehen kann, so daß sich der erltrichtete Steuerbetrag auf eine kleinere
Menge Meische, mithin auch auf eine geringere Branntweinausbeute
repartirt, was den Erzengungspreis des Branntweins erhöht. Wei
ter findet dabei immer ein Verlust an Branntwein Statt, wie dieß
bereits früher erklärt wurde, und endlich erfordert die weitere Be
arbeitung bis zur Gewinnung der Preßhefe noch Localitäten und Ar
beit, mithin Kosten, so wie auch das zur Erzeugung verwendete rohe
Materiale — das Getreide — im Verhältnisse seiner Ausbeute an
Branntwein bedeutend höher zu stehen kommt als Kartoffeln, wenn
diese zur Branntweinerzeugung verwendet würden. Die als Neben-
product gewonnene Preßhefe muß alle diese Nachtheile auszugleichen
im Stande sein, d. h. sie muß einen Ersatz bieten für den größern ent
fallenden Stenerbetrag, für den Vertllst an Branntwein, für den ver
mehrten Arbeitslohn und für den höhern Preis des verarbeiteten ro
hen Materials — des Getreides.
Daß nun dieses nur der Fall sein kann, wenn der erzeugte Brannt
wein im Kleinverschleiße beim Ausschanke theurer verkauft wird, als
dieß beim Verkaufe im Großen möglich ist, wurde schon vorn erwähnt,
und daher kommt es denn auch, daß Preßhefe bei uns bisher nur in
kleinern Branntweinbrennereien erzeugt wurde, die sich mit dem Ans-
schanke des gewonnenen Branntweins selbst befassen. Auf diese Weise
kann aber nur wenig Preßhefe erzeugt werden; der Bedarf wird da
durch nur zum kleinen Theil gedeckt; man bleibt hauptsächlich noch an
den Gebrauch der Bierhefe gewiesen.