50
Zucker, wovon man sich leicht überzeugen kann, indem es nebst den Pro
teinkörpern aus der klaren Meischwürze durch Weingeist gefällt wird.
Seine Menge steht mit der des Zuckers im umgekehrten Verhältnisse;
denn je mehr Zucker entsteht, desto weniger Gummi kann gebildet wer
den. Es entsteht aus dem Stärkmehl vor dem Zucker und bildet den
Übergangökörper aus dem erstern in den letztern. Unter günstigen Um
ständen ist es in der Würze während ihres Gährungsverlaufes noch
der Umwandlung in Zucker fähig, wobei das modificirte Diastas und
die entstehende höhere Temperatur wirksam sein dürften; denn nur
durch diese Annahme würde sich die große Vergährnngsfähigkeit vieler
ungekochter Dranntwein-Meischwürzen erklären, welche vor ihrer Gäh-
rung doch noch einen beträchtlichen Gehalt an Gummi zeigten, das als
solches der geistigen Gährung nicht fähig ist. Um so mehr muß man
dieß annehmen, als gekochte Bierwürzen, die eine bedeutend geringere
Vcrgährbarkeit besitzen, eine größere Vergährnngsfähigkeit erlangen,
wenn man der Stellhefe bei ihrer Vorbereitung Malzmehl, d. h.
wirksanles Diastas, hinzusetzt.
Ein drittes Product, welches bei dem Meischprocesse entsteht, ist die
Milchsäure, obwohl bis jetzt noch keine Untersuchungen angestellt
worden sind zur Bestimmung der Menge, in welcher sie dabei gebildet
wird, was offenbar zur richtige» Erklärung der beim Meischprocesse
vorgehenden chemischen Metamorphosen wichtig wäre; daß sie aber dabei
entsteht, ist sichergestellt. Da sie eine der Stärkmehlsubstanz polymere
Zusammensetzung hat, so ist der Übergang des Stärkmehls in Milch
säure wohl erklärlich. Der entstehenden Milchsäure ist die wahrnehm
bare säuerliche Reaction einer jeden Bierwürze und Branntweinmeische
zuzuschreiben. Indessen ist so viel gewiß, daß sie in großer Menge
hierbei nicht erzeugt wird; denn sonst müßte sie sich in der Schlempe
in größerer Menge anhäufen und würden keine so große Alkohol
ausbeuten aus den Meischen erhalten werden können, wie dieß gegen
wärtig der Fall ist. Welche Rolle die Milchsäure hierbei spielt, ist
mit Bestimmtheit noch nicht erforscht; es scheint aber, daß sie dazu
diene, einige Proteinkörper des Klebers aus den verarbeiteten Sub
stanzen zur Auflösung zu bringen, welche dann zur Bildung der neuen
Hefe verwendet werden.
Zuckerbildungszeit beim Meischprocesse.
Die Umwandlitng des Stärkmehls in Zucker und Gummi bei dem
Meischprocesse erfolgt nicht plötzlich, sondern es gehört dazu eine ge-