Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (3. Band)

Ausbeuten nur 5 U Malz auf 100 Ñ Kartoffeln anwendet, so daß 
die im obigen Falle erhaltenen bessern Ausbeuten auch theilweise der 
größer« angewendeten Malzmenge zugeschrieben werden müssen. Un 
ter diesen Umständen ist daher das Siemens'sche Verfahren jetzt nicht 
mehr zu empfehlen. 
Ad 2) Zur Verhinderung des Sauerwerdens der Meische, beson 
ders während ihrer Abkühlung ans dem Kühlschiffe, wo sie mit der 
atmosphärischen Luft in sehr große Berührung kommt, hat man vor 
geschlagen, derselben etwas Eisenvitriol zuzusetzen. Indem sich hierbei 
das Eisenorydnl des Sauerstoffes der Luft bemächtigt, wird dessen 
Einwirkung auf die Meische selbst gehindert. Man empfiehlt dieses 
Mittel als bewährt; es scheint dieser Zusatz, der jedoch immer nur in 
sehr kleiner Menge geschehen darf, auch der Vergährung der Meische 
nicht hinderlich zu sein. Ich selbst hatte keine Gelegenheit, Erfahrun 
gen darüber zu sammeln, und bemerke nur, daß bei Beobachtung der 
gehörigen Reinlichkeit und eines geregelten Verfahrens die Meische 
auch nicht leicht sauer wird und ohne diesen Zusatz ebenfalls sehr gute 
Ausbeuten an Branntwein erhalten werden. 
In Holland, wo die Branntweinausbeuten aus Getreide angeb 
lich viel größer sein sollen als bei uns, enthalten alle verwendete 
Wässer doppeltkohlensauren Kalk, und diesem will man jene vortheil- 
hafte Wirkung zuschreiben; ob mit Recht, muß dahingestellt bleiben. 
Ein Zusatz von geschlemmtem Kreidenpulver zur Getreidemeische hat 
mir kein besseres Resultat gegeben, woraus hervorgehen dürfte, daß 
der Kalkgehalt des Wassers, der allenfalls die freie Säure der Mei 
sche neutralisirt, diese bessere Wirkung nicht bedingt, und ob die Koh 
lensäure dabei eine Wirkung haben kann, ist unbestimmt. 
Ad 3) Die Menge der neu gebildeten Hefe steht mit dem erfolg 
ten Vergährungsgrade der Bierwürzen und Branntweinmeischen im 
geraden Verhältnisse; diese Hefe entsteht aber nur aus den Protein- 
körpern, welche in der Würze wirklich anfgelös't, nicht bloß mecha 
nisch vertheilt sind. Bei dem gewöhnlichen Meischverfahren ist die 
Auflösung dieser Proteinkörper aus den verarbeiteten Getreidearten 
und Malzsorten mehr oder weniger gehindert und keine Veranlassung 
oder kein Mittel vorhanden, welches die Auflösung dieser Körper be 
fördern könnte. Sie lösen sich zum Theil im Wasser auf (Diastas, 
Mucin, Albumin), theils wird ihre Lösung in der Meische vermittelt 
durch die Milchsäure, welche sich darin bildet (Glutin, Fibrin); allein 
es scheint dieß für die möglichste Vergährnngsfähigkeit nicht zu genü 
gen. Daraus entspringt von selbst die Ansicht, daß es sich für den
	        
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