Full text: Bericht über die Fortschritte der zymotechnischen Wissenschaften und Gewerbe als Supplement der Gährungschemie ... (4. Band)

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Form — wie sie im Safte der Kartoffeln, in der Hefe selbst u. s. w. 
enthalten sind — dargeboten werden müssen. 
Man sieht, daß ich hier vorzüglich die vegetabilische Natur der 
Hefe im Auge habe, daß ich sie als Pflanze betrachte. Das Studium 
der Hefeubilduug ist mit dem der Pflanzenbilduug verwaudt; die 
Grundsätze der Pflanzencnltnr sind auch auf die Hefencultur uud um 
gekehrt auwendbar. 
Es fragt sich nun noch: Wie soll ein solches Verfahren im Gro 
ßen am vortheilhaftesten in Anwendung gebracht werden? 
Bei der Biererzeugnng wird Hefe in hinreichender Menge als 
Nebenproduct erhalten; hier ist Hefe dazu in genügsamer Menge vor 
handen. Bei der Branntweinerzeugung und Essigfabrication aus Malz 
oder Malzgetreide- und Malzkartoffel-Starkmehlwürzen ist dasselbe der 
Fall; man wird da nm Hefe nicht leicht in Verlegenheit gerathen. 
Weniger leicht scheint dieß bei der Gährung der Getreide- und Kar- 
toffelmeischen möglich zu sein, weil hier die Hefe nicht besonders ge 
wonnen wird, sondern in der Meische verbleibt und ans derselben 
nur schwierig abzusondern ist. Hier kann auf mehrerlei Weise die 
zum Einmcischen erforderliche Hefe beschafft werden, und zwar: 
1. Von Bier-, Branntwein- oder Essigwürzen, je nach Zulaß 
der Umstände. 
2. Die zubereitete Knnsthefe selbst, nachdem sie die Hanptgäh- 
rung vollendet hat und in hinreichender Menge angewendet wird. 
3. Die Treber- und Hefendecke von einer etwa 24 Stunden 
früher erzeugten und in Gährung versetzten Meische, wenn dieselbe 
sich in der Hefengährung befindet und schon einen großen Theil der 
neu gebildeten Hefe nach Oben aufgeworfen hat. 
4. Die geklärte Schlempe, welche im noch warmen Zustande beim 
Einmeischen statt Wasser anzuwenden wäre. In ihr befindet sich die 
Hefe im gekochten, die Proteinsnbstanz derselben und die Phosphate 
im bloßgelegten und anfgelös'ten Zustande; durch sie würde ebenfalls 
hefebildende Substanz in die Meische gebracht, und es ist dieß diejenige 
Anwendung derselben, welche ich schon im III. Bande dieses Werkes 
S. 390 und 402 angedeutet habe. Ob diese Ansicht richtig und das 
Verfahren von Erfolg ist, müssen erst Versuche entscheiden. Locale 
Verhältnisse werden am besten anzeigen, welche von diesen Verfah- 
rungsweisen in jedem gegebenen Falle am leichtesten anzuwenden, und 
Versuche im Großen werden entscheiden, welche derselben die besten 
Resultate geben wird.
	        
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