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geschieht, desto höher steigt die Temperatur und desto bemerkbarer ist
demnach auch die Temperaturzunahme. In den Schuellesstgbildern
ist sie aus diesem Grunde am deutlichsten wahrzunehmen.
Die Beobachtung derselben gibt wohl einen relativen, aber keinen ab
soluten Maßstab zur Beurtheilung des Fortschrittes der Essigbildung ab.
Die vorstehenden vier Haupterscheiuungen finden bei
allen in der Essigbilduug begriffenen alkoholhaltigen Flüssigkeiten
Statt. Die folgenden zwei treten noch ein bei der Umwandlung bloß
gegvhrener alkoholhaltiger Flüssigkeiten, wenn ihnen
auch mehr oder weniger Alkohol in Form von Branntwein oder Wein
geist zugesetzt worden sein mag, und sind vorzüglich nur bei der altern
Methode der Essigerzeugung bemerkbar, und zwar:
.5. Die säuernde Flüssigkeit trübt oder bricht sich;
starre, fadenartige Substanzen scheiden sich aus, es entsteht eine langsame
innere Bewegung in der Flüssigkeit; die bloß an der Oberfläche ge
bildete saure und somit specifisch schwerere Flüssigkeit senkt sich, ihrer
Schwere folgend, nieder; die noch nicht gesäuerte, specifich leichtere al
koholhaltige steigt an ihre Stelle empor und kommt dabei mit der
atmosphärischen Luft in die nothwendige Berührung.
6. Eine weißgraue Haut bildet sich an der Oberfläche; ist die
Essigbildung vollendet, so klärt sich die Flüssigkeit; die ausgeschiedenen
fadigen starren Theile setzen sich in Form einer steifen gallertigen Masse
zu Boden, die mau fälschlich Essig Hefe oder Essi g mutt er nennt.
Wir werden sie später näher kennen lernen.
Ursache dieser letzten zwei Erscheinungen sind offenbar die Neben-
bestaudtheile der gegohrenen Flüssigkeit, die außer Alkohol und Was
ser darin vorkommen; sie müssen deßhalb auch das Materiale zur
Bildung der Essigmutter liefern, 'und dieser letztere Umstand, die Bil
dung und Ausscheidung der schleimigen Essigmutter aus solchen ge-
gohrenen Flüssigkeiten, ist es vorzüglich, welcher dieselben zur Schnell
essigbildung weniger geeignet macht, weil dadurch die gebrauchten
Hobclspäne sehr bald mit zähem Schleim überzogen und so unwirksam,
mithin unbrauchbar werden.
Diese Erscheinungen kaun mau demnach ebenso wie bei der geistigen
Gährung unterscheiden in äußere, physikalische und chemische.
Zu den äußern Erscheinungen gehören:
g) das Verschwinden des geistigen und die Entstehung des sau
ren Geschmacks;
fc>) die Trübung des säuernden Weines und die Bewegung in der
Masse desselben;
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