Full text: Bericht über die Fortschritte der zymotechnischen Wissenschaften und Gewerbe als Supplement der Gährungschemie ... (4. Band)

218 
ausgehend, zeigt die fortschreitende Essigbildung an. Möchte der fertige 
Essig zusammen nur 5 Grad mehr zeigen als die Essigmischung, so 
würde dieß andeuten, daß entweder die Essigbitdung noch unvollkom 
men erfolgt sei, oder daß dabei, wie es fast immer der Fall ist, ein 
Verlust an Alkohol durch Verdunstung, mithin auch ein solcher au Es 
sigsäure Statt gefunden habe. 
Bei Anwendung eines Weins zeige die Weinessigmischung '/ 2 
Grad unter 0 und die Anzeige des Essigbilduugsprobers nehme wäh 
rend der Essigbildung stufenweise zu bis zu 6V 2 Grad, so enthielte 
der fertige Essig 6V 2 — V 2 — 6 Gewichtsprocente Essigsäure. Da 
nämlich die Zunahme an specifischem Gewichte bei der Essigbildung für 
jedes Procent Essigsäuregehalt gleich ist, der Essig werde aus Brannt 
wein oder aus irgend einem Wein gemacht, so bleiben sich die oben be 
rechneten Verhältnisse ziemlich gleich, wenn auch der Wein etwas mehr 
oder weniger vergohren, specifisch leichter oder schwerer ist als Was 
ser. In dem letzter,: Falle muß wie oben die Gradanzeige des Weins 
von dem des Essigs abgezogen werden, um den Fortschritt der Essig- 
bildung richtig zu erkennen. 
Die Zwischengrade bei diesem Essigbildungsprober werden in je 
dem einzelnen Falle seiner Anwendung den Essigsäuregehalt nicht so 
zuverlässig angeben.als der erzielte Endgrad, weil die jedesmal er 
folgende Zunahme an specifischem Gewichte nicht genau der Rechnung 
folgen, sondern durch den vorhandenen Alkoholgehalt etwas modificirt 
sein wird. Allein groß wird der Unterschied auch hier nicht sein. Durch 
dießfällige Beobachtungen bei der Essigbildung im Großen ließen sich 
genauere Resultate dafür erhalten und ähnlich wie bei der geistigen 
Gährung die Attenuationslehre, bei der Essigbildung analog eine ei 
gene Verdichtungslehre ermitteln, welche wieder die proportio 
nalen Beziehungen herausstellen würde, welche sich dabei offenbaren. 
Ich hatte bisher nicht Gelegenheit, dieß in einer Essigfabrik beim 
Betriebe im Großen thun zu können und nniß diesen Gegenstand dem 
nach vorläufig Andern zur weitern Ausführung überlassen. 
Wenn man einen Essig bis fast zur Trockne einkocht, um möglichst 
alle Essigsäure daraus zu verflüchtigen, den Rückstand bis zum vorigen 
Gewichte mit Wasser verdünnt und die Flüssigkeit nun auf ihr specifi 
sches Gewicht prüft, so wird man finden, daß es bedeutend kleiner als 
das des Essigs selbst ist. Es stellt sich auch hier eine Differenz zwischen 
beiden heraus, welche dem Gehalte an Essigsäure proportional ist, 
vorausgesetzt, daß die Umwandlung des Alkohols in Essigsäure voll 
ständig erfolgt war.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.