Full text: Bericht über die Fortschritte der zymotechnischen Wissenschaften und Gewerbe als Supplement der Gährungschemie ... (4. Band)

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vorgenommen werden. Eine zn hohe Temperatur würde auch einen zu 
großen Verlust an Alkohol und Essigsäure durch Verdampfung herbei 
führen. Hierbei wird bei jedesmaligem Umfüllen des Essiggutes in den 
Gradirfässern nur so viel Essigsäure gebildet, als der zwischen die Käm 
me eindringenden atmosphärischen Luft entspricht, welches Zutreten der 
Luft jedoch durch die jedesmal stattfindende Absorption ihres Sauer- 
stoffgases und dadurch noch befördert wird, daß das ausgeschiedene 
specifisch leichtere Stickgas ans dem Gradirfasse durch die von Außen 
eindringende schwerere atmosphärische Luft verdrängt wird, so daß ein 
zwar sehr langsamer, aber doch stetiger Luftwechsel Statt findet. 
Je oster das Umfüllen des Essiggutes vorgenommen werden 
kann, desto schneller ist die Essigbildung vollendet, und es ist leicht er 
sichtlich, daß das wiederholte Auffüllen der Gradirfäsier mit dem Es 
siggute eigentlich keinen andern Zweck hat, als, den den Kämmen an 
hängenden, bereits fertig gebildeten Essig aufzunehmen und sie neuer 
dings mit einer alkoholhaltigen Flüssigkeit zu benetzen, um diese der 
vollkommenen Umwandlung in Essig zuzuführen. 
In diesem Anbetrachte, was die Menge des jedesmal abzuziehen 
den und wieder aufzugießenden Essiggntcs, so wie die Anzahl 
der zu gebrauchenden abgezogenen Gradirfässer für 
jede Gruppe betrifft, dürfte dieses Verfahren, welches eine wirkliche 
Essiggrad irnng ist, bei rationeller Beobachtung und Betrieb noch 
mancher Verbesserung zur Beschleunigung des Processes fähig sein. 
Je nach Umständen, vorzüglich auch nach dem Alkoholgehalte des Es- 
siggntes dauert die Essigbildung dabei 8 bis 14 Tage. Mit zwei Gra 
dirfässern von je 30 Eimer Inhalt (nach Abzug des Raumes, den die 
Weinkämme einnehmen, lind des jedesmal zurückbelassenen Antheils 
von etwa 10 Eimer) können jährlich bei achttägigem Processe 45x20 
— 950 Eimer, bei 14 Tage dauernder Essigbildung 26x20 — 520 
Eimer Essig erzeugt werden — eine Leistung, die schon bedeutend ist und 
dieses Verfahren besonders zn einem fabriksmäßigen Betriebe empfiehlt. 
Es ist immer vortheilhafter und Arbeit ersparend, jedesmal den stärk 
sten Essig zn erzeugen und diesen, wenn ein schwächerer Essig verlangt 
wird, erst nach seiner Erzeugung mit klarem, weichem Wasser zn ver 
dünnen. Der stärkere Essig hat auch mehr Haltbarkeit; man bedarf 
weniger Gefäße zu seiner Aufbewahrung und Lagerung. 
Das Gradirfaß und die Weinkämme bleiben nach jedem Abziehen des 
Essigs eingesäuert zurück und bilden mit dem zurückgebliebenen Essig das 
besteEssigfermentfür dasnachfolgende, in Essig umzuwandelnde Essiggnt. 
Beim Gebrauche setzen sich die Weinkämme zusammen und müssen
	        
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