22?
vorgenommen werden. Eine zn hohe Temperatur würde auch einen zu
großen Verlust an Alkohol und Essigsäure durch Verdampfung herbei
führen. Hierbei wird bei jedesmaligem Umfüllen des Essiggutes in den
Gradirfässern nur so viel Essigsäure gebildet, als der zwischen die Käm
me eindringenden atmosphärischen Luft entspricht, welches Zutreten der
Luft jedoch durch die jedesmal stattfindende Absorption ihres Sauer-
stoffgases und dadurch noch befördert wird, daß das ausgeschiedene
specifisch leichtere Stickgas ans dem Gradirfasse durch die von Außen
eindringende schwerere atmosphärische Luft verdrängt wird, so daß ein
zwar sehr langsamer, aber doch stetiger Luftwechsel Statt findet.
Je oster das Umfüllen des Essiggutes vorgenommen werden
kann, desto schneller ist die Essigbildung vollendet, und es ist leicht er
sichtlich, daß das wiederholte Auffüllen der Gradirfäsier mit dem Es
siggute eigentlich keinen andern Zweck hat, als, den den Kämmen an
hängenden, bereits fertig gebildeten Essig aufzunehmen und sie neuer
dings mit einer alkoholhaltigen Flüssigkeit zu benetzen, um diese der
vollkommenen Umwandlung in Essig zuzuführen.
In diesem Anbetrachte, was die Menge des jedesmal abzuziehen
den und wieder aufzugießenden Essiggntcs, so wie die Anzahl
der zu gebrauchenden abgezogenen Gradirfässer für
jede Gruppe betrifft, dürfte dieses Verfahren, welches eine wirkliche
Essiggrad irnng ist, bei rationeller Beobachtung und Betrieb noch
mancher Verbesserung zur Beschleunigung des Processes fähig sein.
Je nach Umständen, vorzüglich auch nach dem Alkoholgehalte des Es-
siggntes dauert die Essigbildung dabei 8 bis 14 Tage. Mit zwei Gra
dirfässern von je 30 Eimer Inhalt (nach Abzug des Raumes, den die
Weinkämme einnehmen, lind des jedesmal zurückbelassenen Antheils
von etwa 10 Eimer) können jährlich bei achttägigem Processe 45x20
— 950 Eimer, bei 14 Tage dauernder Essigbildung 26x20 — 520
Eimer Essig erzeugt werden — eine Leistung, die schon bedeutend ist und
dieses Verfahren besonders zn einem fabriksmäßigen Betriebe empfiehlt.
Es ist immer vortheilhafter und Arbeit ersparend, jedesmal den stärk
sten Essig zn erzeugen und diesen, wenn ein schwächerer Essig verlangt
wird, erst nach seiner Erzeugung mit klarem, weichem Wasser zn ver
dünnen. Der stärkere Essig hat auch mehr Haltbarkeit; man bedarf
weniger Gefäße zu seiner Aufbewahrung und Lagerung.
Das Gradirfaß und die Weinkämme bleiben nach jedem Abziehen des
Essigs eingesäuert zurück und bilden mit dem zurückgebliebenen Essig das
besteEssigfermentfür dasnachfolgende, in Essig umzuwandelnde Essiggnt.
Beim Gebrauche setzen sich die Weinkämme zusammen und müssen