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die dabei erzeugte süße Flüssigkeit — das Stärke zuckerwas
ser — zur Gewinnung von Branntwein zu verwenden, ist
schon oft vorgeschlagen und local ausgeführt worden. Sie lie
fert nach der Gähruug und Destillation ein reineres Product
d. h. einen fuselfreiern Branntwein. Der Chemiker Ludwig
zu Kahleubergerdörfel bei Wien betrieb sie nach einer eigenen
Methode im Jahre 1836, und gab darin für ein Honorar von
100 fl. C. M. practischen Unterricht, worüber zu jener Zeit
in Andre's „Ökonomischen Neuigkeiten und Verhandlungen"
(Prag, bei I. G. Calve) viel gesprochen wurde. Gegenwär
tig hört man nichts mehr davon; die Sache scheint auf den
Punct gekommen zu sein, auf welchen sie der Natur der Sache
nach — denn es war nur Charlatanerie — gelangen mußte.
Damals gegen jene wunderbaren geheimuißvollen Verheißungen
ankämpfend, wurde mir das ganze Verfahren Ludwig's von
einem seiner Schüler, welcher vollkommenes Vertrauen verdient,
später sammt Zeichnungen (Lithographien) mitgetheilt und ich
dadurch in meinen Angaben hierüber vollkommen gerechtfertigt.
Es ist so wenig Brauchbares daran, daß eine Mittheilung des
selben hier ganz zwecklos wäre und vielleicht an einem andern
Orte geschehen wird, um das Treiben jener Zeit aufzudecken.
Von ähnlicher Art sind die Entdeckungen eines Hrn. Krieg
bei Augsburg, worüber ebenfalls zur damaligen Zeit und auch
später die Allgemeine Zeitung anpreisend berichtete.
Hier sollen vielmehr die Grundsätze angezeigt werden, unter
welchen die Erzeugung von Branntwein aus Stärkezuckerwasser,
die unter Umständen mit Vortheil verbunden sein kann, am
zweckmäßigsten auszuführen ist.
Dazu ist es nothwendig, das Stärkmehl oder Mehl der
Kartoffeln vorerst in Zucker zu verwandeln; denn nur dieser
ist gähruugsfähig. Man kaun dazu das Stärkmehl im nassen,
sedimentirten oder auch im trockenen Zustande anwenden; im
erstern Falle kann man sich besonders bei der Selbsterzeugung
des Stärkmehls das Trocknen ersparen. Die Umwandlung des
Stärkmehls in Zucker geschieht mittelst Schwefelsäure durch
Kochen in Holzgefäßen und Erhitzung mit einströmendem Dampf,
kann aber hier auch durch Kochen in blanken kupfernen Kesseln
über freiem Feuer geschehen, weil das erzeugte Product nicht
unmittelbar zum Genusse bestimmt und deßhalb ein Nachtheil
für die Gesundheit nicht zu befürchten ist. Die Umwandlung