Kartoffelmeischhefe eine andere chemische Mischung besitzen, na
mentlich weniger Stickstoff enthalten dürfte, als die Getreide-
meischhefe, zu deren Bildung eine größere Menge von Protein
körpern mitconcurriren.
In der That zeigt auch die Kartoffelmeische ein etwas an
deres Verhalten; sie wird nämlich leichter saner und färbt sich
an der Luft dunkler. Zum Aufgehen des Mehlteiges, zur Gäh-
rung von Branntweinmeischen und Znckerauflösungen verwendet,
besitzt sie eine gleiche Wirksamkeit, und sie ist ebenso wie die
Getreidemeischhefe zur Erzeugung von Preßhefe geeignet.
Liebig gibt in seiner Gährungstheorie an, daß sich bei
der Gährung der Kartoffelbranntwein-Meische keine oder nur
eine dem Malzznsatze entsprechende Menge Hefe bilde. Diese
Ansicht ist durch die Erfahrungen bei der Gährung der Malz-
Kartoffelstärkmehl-Würzen, sie seien gekocht und zu Bier oder
nicht gekocht und zur Branntweinerzeugung bestimmt, hinreichend
widerlegt. In der That findet sich hierbei in Liebig's Gäh-
rnngstheorie ein Widerspruch, indem auch er die Hefenbildung
von der Alkoholbildung abhängig macht, und doch glaubt, bei
der Gährung der Kartoffelmeische entstehe keine (!) oder nur
sehr wenig (!) Hefe, während dabei doch so große Mengen
von Alkohol erzeugt werden.
Bei der Gährung der dicken, mit den Hülsen des Malzes
und dem Zellenstoffe der Kartoffeln vermengten Meische ist die
Hefenbildung allerdings weniger zu bemerken — auch bei der
Gährung der Getreidemeischen ist dieß der Fall, — bei der
Gährung der daraus gezogenen Würzen aber läßt sich dieß
sehr leicht auch augenfällig nachweisen.
Das Fuselöl ist ein Product der Gährung und vielleicht
auch der Destillation der Branntweinmeische. Die Erfahrung
zeigt, daß seine Menge mit der Alkoholausbeute zunimmt, sie daher
ebenfalls von dem erfolgten Vergährungsgrade bedingt wird.
Ob die Gegenwart von Milchsäure, Phosphorsäure und Essig
säure in der Meische durch ihre Wirkung auf den Alkohol bei
der Gährung und bei der Destillation auf die Bildung dessel
ben einen Einfluß nehmen, ist bis jetzt noch nicht ermittelt.
Ebensowenig ist bekannt, ob die fetten Öle, welche in den Hül
sen der Getreidearten und im Kleber enthalten sind, einen An
theil daran haben.