Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (2. Band, 1. Theil)

Anwendung von Unterhefe zur Währung -er Branntwein- 
meischcn. 
Jir Baiern und in allen den Ländern, wo man bei Unter- 
gährung des Biers viel Unterhefe erzeugt, wird dieselbe auch 
statt und in Ermangelung von Oberhefe zur Gährung der 
Branntweinmeische verwendet, und sie steht ihr hierin durchaus 
nicht nach; sie wirkt sehr kräftig, bedingt, in .hinreichender 
Menge angewendet, eine gute Vergährung der Meischen und 
deren Beendigung in längstens 72 Stunden oder 3 Tagen, 
wenn die Meische dazu nicht zu sehr abgekühlt worden ist; 
denn bei 10 bis 12° R. verläuft dieselbe beim Gebrauche ge- 
nugsamer Hefe ziemlich rasch. Noch schneller verläuft die Gähr 
rung, wenn man die Temperatur der Meische auf 14 bis 16° R. 
stellt, und dann ist sie der Gährung mit Oberhefe ähnlich. Die 
äußern Erscheinungen bei dem Gährungsverlaufe, namentlich 
an der Oberstäche der Meische, sind hierbei nicht so auffallend 
als bei der Obergährung; die Decke ist dabei überhaupt nicht 
so dick, die Temperatur steigt nicht so hoch, und während der 
Hefengährung schlägt sich die neu gebildete Hefe größtentheils 
am Boden nieder, obwohl wegen der höhern Gährungstempe- 
ratur auch ein Theil nach Oben gehoben wird. Ob hierbei 
von der am Boden abgesetzten, mit den Hülsen des Schrotes 
und dem Zellenstoffe der Kartoffeln (bei Kartoffelmeische) ver 
mengten Hefe ein Gebrauch für die Stellung neuer Meischen 
zur Gährung gemacht werden kann, muß darauf abzielenden 
Versuchen im Großen überlassen bleiben. Vorzüglich kräftig 
zeigt sich diese Hefe bei Kartoffelmeischen. Am besten wird der 
Verlauf und Erfolg der Gährung beobachtet- mittelst des Sa 
charometers, wozu das Verfahren bereits bekannt ist. 
Untergährung der Getreide-Branntwein-Meischwürzen. 
Die Untergährung der Branntwein - Meischwürzen bietet 
dieselben Vortheile wie die Obergährung derselben; die Abson 
derung der neu gebildeten, am Boden abgesetzten Hefe von der 
gegohrenen Flüssigkeit ist sehr leicht, und man gewinnt eine 
Menge wirksamer Hefe, die theils als Stellhefe für neue Wür 
zeportionen, theils zu anderweitigen Zwecken, für die Weißbrod 
bäckerei, Haushaltung u. s. w., verwendet werden kann. Die
	        
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