Branntwein-Erzeugung aus Weinmost und
aus Weintrestern.
Wenn in schlechten Jahrgängen, schlechtern Lagen oder
von geringern Sorten ein Weinmost von so geringem Zucker
gehalte (Concentration) gewonnen wird, daß man aus densel
ben keinen guten Wein erzeugen kann und ihn auch nicht auf-
zubesiern die Absicht hat, so ist es angezeigt, ihn zur Brannt
wein-Erzeugung zu verwenden, weil man daraus einen Brannt
wein von vorzüglicher Qualität gewinnt, den Wein- oder Franz
branntwein, Cognac, dessen höherer Preis diese Verwendung
lohnt. Hierzu ist es gerade nicht nothwendig, die Trauben ab
zubeeren, sondern sie werden sofort durch Treten gemoftelt und
zerdrückt, die Schalen und Kämme dem Moste zugesetzt und
der ganze Meisch in offenen Gährgefäßen der Gährung über
lassen. Nach beendigter Gährung, deren Fortschritt man durch
zeitweilige Ermittelung der fortschreitenden scheinbaren Attenua
tion mittelst des Sacharometers beobachtet, unterwirft man den
ganzen Meisch der Dampfdestillation, oder den Wein und die
abgepreßten Weintrester, jedes für sich, derselben, und so ge
winnt man den Weinbranntwein.
Dieses Verfahren zur Erzeugung des Weinbranntweins
scheint aber einer bedeutenden Verbesserung oder Vervollkomm
nung fähig zu sein, und diese ergibt sich, wenn man bedenkt,
daß in dem Moste eine größere Menge Ferment enthalten, als
nothwendig ist, den darin enthaltenen Traubenzucker zu zer
setzen. Man kann ihm daher Zucker oder Sirup (gemeinen und
Stärkmehlzucker, Zucker- oder Stärkmehlsirup) zusetzen und
damit vergähren lassen, auf welche Art man aus der einfachen
Menge Traubenmeisch selbst die dop p elte Menge Weinbrannt
wein zu gewinnen im Stande ist. Der Werth des aus dem
zugesetzten Zucker erzeugten Branntweins wird dadurch seiner
Reinheit und seines Aroma wegen bedeutend erhöht, während
er für sich mit Zusatz von Hefe gegohren diese Vorzüge nicht
erhalten würde. Man bedarf dazu keines besondern Aufwandes
von Hefe, welche eben zur Verschlechterung des Productes bei
trägt, weil das Gährungsmittel schon im Traubenmeische ge
geben ist. Es wird dadurch der zugesetzte Stärkmehlzucker oder
Sirup auf ganz gleiche Art zersetzt, wie der im Moste schon
enthaltene natürliche Traubenzucker, und es scheint Vortheilhaft