benbreies eigneten sich die Preßrückstande deßhalb besonders zu
diesem Zwecke, weil sie noch sehr viel Saft enthielten. — Ge
genwärtig, wo man aus den Rüben bis 80 pCt. Saft preßt
(nicht bloß 55, wie Ach ard), dürften die Rüben-Preßrückstände
dazu weniger geeignet sein. Die Macérations-Rückstände sind
dazu wegen ihrer Wässerigkeit ganz unbrauchbar. Die Runkel
rüben enthalten im Mittel 3 pCt. ihres Gewichtes Faserstoff
im Zellengewebe und 97 pCt. Saft. Dieser Saft zeigt eine
verschiedene Concentration und einen ebenso verschiedenen Zucker
gehalt, worauf die Sorte, Größe und Reife der Rüben, dann
der Boden und die Jahreswitterung, so wie die Cultur Einfluß
nehmen. Im Mittel zeigt der Saft bei 14° R. Temperatur
16 pCt. am Sacharometer, wovon etwa 3 / 4 Zuckergehalt sind.
Der Rest besteht aus aufgelösten Salzen, Eiweis, Ferment u. dgl.
Wenn man den frisch gepreßten Rübensaft sich selbst über
läßt, so wird er in Berührung mit der atmosphärischen Luft
sehr bald dunkel gefärbt, schleimig und fadenziehend, wobei der
in demselben gelöste Zucker eine Zersetzung erleidet. Versetzt
man ihn mit einer hinreichenden Menge Hefe, so geht er in
die geistige Gährung über und vergährt so vollkommen, daß
kein Zucker darin unzersetzt verbleibt. Man erhält dadurch eine
der zersetzten Zuckermenge entsprechende Menge Alkohol. Dazu
ist ein großer Aufwand von Hefe nothwendig. Auf 100 ft
Rübensaft von 16 pCt. Sacharometer - Anzeige sind zur voll
ständigen Vergährung desselben 2 ft dickbreiige Bierhefe — im
Kleinen noch mehr — erforderlich.
Der Rübensaft ist auch fähig, unter gewissen Umständen
in Selbftgährung zu übergehen und dabei nicht nur voll
ständig zu vergähren, sondern auch neue Hefe zu bilden, welche
wieder eine gewisse Menge Zucker durch Gährung zu zersetzen
vermag.
Krause erwähnt dieser Selbstgährungsfähigkeit des Rü
bensaftes in seinem „Handbuche der Zuckerfabrication", ohne
jedoch anzugeben, ob er diese Eigenschaft des Rübensaftes aus
eigenen Versuchen erkannt oder aus' andern und welchen Quellen
geschöpft hat. Der verdienstvolle Fabriksdirector Herr Win
ter zu Königsaal in Böhmen hat sich mit diesem Verhalten
des Rübensaftes gründlicher beschäftigt, und es angewendet, um
den relativen Zuckergehalt der Runkelrüben zu bestimmen, ähnlich
wie ich dazu in den Mittheilungen für Gewerbe und Handel,
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