Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (2. Band, 1. Theil)

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Hefe mit gleichem Erfolge angewendet. Die Hefe wird dazu 
mit einem kleinen Antheil der verdünnten Melasse verbreitet, 
und wenn sie, was sehr schnell (in */ 4 Stunde) geschieht, in 
Gährung gekommen ist, der ganzen Masse der Flüssigkeit zu 
gesetzt und gut eingerührt. 
Die Erscheinungen bei der Gährung sind nun fol 
gende: Die Oberfläche der Flüssigkeit bedeckt sich zuerst mit 
einem gelbbräunlichen feinen Schaum, der immer großblafiger 
wird, ziemlich hock steigt, und wenn nicht ein sehr großer 
Steigraum, von etwa der Hälfte des Rauminhaltes der Meische 
vorhanden ist, über den Rand des Gährbottichs fließt. Im 
höchsten Gährungsstadinm wird die Oberfläche mit ungemein 
großen Blasen überdeckt, die sich durch Umrühren mit einem 
Stabe leicht zum Zerplatzen und Niedersinken bringen lassen, 
worauf sie aber sehr bald wieder über den Rand des Bottichs 
aufsteigen. Endlich läßt diese heftige Gasentwickelung nach, 
der Schaum sinkt zusammen und bildet auf der Ober 
fläche der Flüssigkeit eine braune hefenartige Decke, welche, in 
dieselbe eingerührt, nur noch eine schwache Nachgährung bewirkt 
und nun größtentheils am Boden liegen bleibt. Dabei ereignete 
es sich einmal bei Herrn Wanka, daß sich aus einem Gähr- 
bottich von 40 Eimer Zuhält eine große Masse von Salpeter 
gas entwickelte, welches sich an der Luft zu salpetriger Säure 
oxhdirend, die Arbeiter aus der Brennerei durch den unange 
nehmen Geruch und die Belästigung der Athmungsorgane ver 
trieb. Die Runkelrüben, besonders wenn sie in frisch gedüngten 
Boden gebaut werden, enthalten häufig salpetersanre Salze 
(Salpeter), und es mußte daher jenes Gas durch Desoxyda 
tion der Salpetersäure bei dem Verlaufe des Gährprocesses 
entstanden sein. Diese Erfahrung dürfte dazu dienen, über 
die Natur des Gährprocesses einiges Licht zu verbreiten. 
Die Zunahme der Temperatur bei richtig geleiteter 
Gährung ist sehr bedeutend, und betrug bei 1831 U verdünnter 
Melasse von 20 pCt. Sacharometer-Anzeige und 15" R. Tem 
peratur, wobei sie bis 7.15 pCt. Sacharometer-Anzeige vergohr, 
10 Grad — denn sie stieg in 36 Stunden auf 25" R.—, dann 
bei 2219 U verdünnter Melasse von 18'/," R. Temperatur und 
16.5 pCt. Sacharometer-Anzeige 11.5" R-, indem die Tempe 
ratur schon in 18 Stunden auf 30" R. stieg und die vergohren
	        
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