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Tralles). Dieß ist denn auch die gewöhnliche Ausbeute bei guten
Verfahrungsweisen. Aus zuckerreichern Melassen wird man mehr
gewinnen können; allein derlei Melassen sind, weil sie noch als
Versüßungsmittel Anwendung finden, viel theuerer, und dann
steht die im Ganzen geringere Mehrausbeute nicht im Verhält
nisse mit dem bedeutend höher» Preise der Melasie; z. B. es
kosteten 100 U gemeine Melasse 3 fl. C. M. und es würden
daraus 18 Maß des Branntweins von 20" ^-Scala gewonnen,
so kommen auf 1 Maß desselben für Melasse 10 kr. C. M.
Eine süßere Melasie von 60 pCt. Zuckergehalt, die als Sirup
verkauft wird, kostet 8 fl. C. M. und liefert höchstens 30 Maß
desselben Branntweins. Auf 1 Maß davon kommen also für
Melasse 16 kr. C. M. Man sieht hiernach, daß kein Brannt
weinbrenner die Melasse Behufs der Branntweinerzeugung so
theuer bezahlen kann, besonders auch, weil ihm 3 — 4 Metzen
Kartoffeln ein ebenso großes Branntweinquantum liefern.
Vergleicht man die Branntweinausbeute aus dem
versteuerten Gährbottichraum von Melasse mit jener
von Kartoffeln oder Getreide, so findet man, daß sie so ziem
lich gleich sind und sogar die von den Kartoffeln bei der ge
genwärtigen Praxis des Dickmeischens oft noch bedeutend grö
ßer ist. Deßhalb wird gegenwärtig im österreichischen Staate
die Melasse den mehligen Stoffen bei der Besteuerung der
Branntweinerzeugung gleichgeachtet, und es ist gestattet, meh
lige Stoffe mit Melasse beliebig einzumeischen oder letztere den
erstern zuzusetzen, während früher ein höherer Steuerbetrag
davon bemessen war.
Die Beschaffenheit und den Werth des erzeug
ten Branntweins betreffend, so steht derselbe dem gemei
nen Getreide- und Kartoffel-Branntwein nach, weil er einen
eigenen Geruch und Geschmack hat, welche an jene der Rüben
erinnern, daher er von Branntweintrinkern gar nicht genossen
werden will und erstern Branntweinsorten weit nachgesetzt wird.
Durch Rectification und langes Abliegen in eichenen Fäs
sern wird er aber veredelt und dadurch dem Rum ähnlich.
Übrigens sind Versuche, die ich mit der Gährung von
Melassen zur Branntweinerzeugung im Großen im Jahre 1841
unternommen habe, mit ihren Resultaten sehr genau beschrieben
in der Encyclopädischen Zeitschrift des Gewerbewesens, Mit
theilungen, Jahrgang 1841, S. 337 u. s. f.