Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (2. Band, 1. Theil)

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Wenn eine wässerig alkoholhaltige Flüssigkeit, sie sei welcher 
Art immer, der Destillation unterworfen wird, so findet man 
dabei, daß die ersten Portionen des Destillats am reichsten an 
Alkohol sind, daß der Alkoholgehalt desselben mit dem Fort 
gange der Destillation abnimmt, und daß, wenn ein gewisser 
Antheil der ganzen Flüssigkeitsmenge überdestillirt ist, nun bloß 
mehr Wasser übergeht, der Abtrieb oder die Abscheidung des 
Alkohols aus der gegohrenen Flüssigkeit mithin schon beendigt 
ist. Aus dieser Erfahrung folgen zwei Wahrheiten, und zwar: 
1) Daß es bei der Destillation (dem Abtriebe) solcher 
Flüssigkeiten immer nothwendig sei, ein gewisses Quantum der 
ganzen Flüssigkeitsmenge abzudestilliren, um allen Alkohol im 
Destillate (Ablauf) zu gewiuuen, uud 
2) daß die ersten Portionen des Destillats alkoholhaltiger 
sind als die letzten, und daß zuletzt bloßes Wasser übergeht. 
Der Alkohol, welcher schon bei 63° R. siedet und sich in 
Dampf verwandelt, zeigt sich daher flüchtiger als das Wasser, 
dessen Siedepunct höher liegt; und obwohl dieser Unterschied 
in der Verflüchtigbarkeit zwischen Alkohol und Wasser nicht hin 
reicht, um eine vollständige Trennung beider durch Destillation 
zn Wege zu bringen, so genügt er doch, um durch dieselbe deu 
größten Theil des Wassers von dem Alkohol abzusondern und 
letztern im Destillate anzuhäufen oder zu conceutriren, so wie 
man durch bebrocheue und wiederholte Destillation oder be- 
brochene Absonderung des Ablaufes im Staude ist, alkoholhal 
tige Flüssigkeiten von dem möglich größten bis zu dem gering 
sten Alkoholgehalte zu gewinnen. 
Auf diesen Erfahrungen beruht das Ganze der Brannt 
wein-Destillation oder D estillirkunst und Reetifieation. Das 
»lkoholreichere Destillat, welches bei der Reetifieation zuerst 
übergeht, nennt manden Vorlauf, Vorsprung; den wässe 
rigen Theil, welcher zuletzt abfließt, nennt man den Nachlauf; 
die wässerige Flüssigkeit, welche in der Destillirgeräthschaft zu 
rückbleibt, heißt Phlegma. 
Die Geräthschaft, welche man im Großen zur Destillation 
der alkoholhaltigen Flüssigkeit welcher Art immer anwendet, 
heißt Destillir- oder Bren napparat. Man hat solche 
Apparate gegenwärtig von den mannichfaltigsten Construetionen, 
die ihrem Zwecke mehr oder weniger entsprechen, je nachdem
	        
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