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gemein gestattet, jedoch angeordnet, daß der zum Genusse be
stimmte Branntwein auf einen etwaigen Gehalt an Grünspan
geprüft werde, wozu nicht nur die Sanitäts-Polizei, sondern
auch derjenige berechtigt ist, welcher Branntwein zum Genusse
kauft. Das dazu geeignete und bestimmte Reagens, welches
Jedermann vorräthig besitzen soll, der Branntwein verkauft
oder ausschänkt, ist d as gelbe eisen blau sau re Kali (Blut-
laugeusalz). Die Lösung desselben erzeugt im Branntwein,
welcher Grünspan enthält, eine röthliche Färbung und
wenn mehr davon darin enthalten ist, selbst einen solchen Nie
derschlag, der, wenn er sich abgesetzt hat, dunkelrothbraun er
scheint. Ein derlei unreiner, der Gesundheit beim Genusse schäd
licher Branntwein soll nicht verkauft oder an die Consumenten
abgegeben, sondern durch Rectification mit Zusatz von etwas
gebranntem Kalk gereinigt werden. Der Kalk bindet hierbei
die Essigsäure und fällt das Kupferoxyd aus dem Grünspan,
wodurch beide nach der Destillation im Rückstände bleiben. Da
das Destillat nun keine freie Säure mehr enthält, so kann es
bei dem Durchgänge durch die Kühlschlangenröhre auch keinen
Grünspan mehr bilden, und nur etwa das davon aufnehmen,
was sich in derselben noch anhängend befindet, weil ihre völlige
Reinigung nicht möglich ist. Diese Reinigung geschieht nach
Gall am besten, indem man an die untere Öffnung derKühl-
röhrc ein Knierohr fest ansetzt, dessen anderes Ende nach Oben
so hoch aufgebogen ist als das Schlangenrohr, und sich da in
Trichterform erweitert. Durch dasselbe wird nun das Schlan
genrohr mit einer ätzenden heißen Aschenlauge angefüllt, die
man darin mehre Stunden stehen und dann ablaufen läßt.
Diese Operation kann mit frischer Lauge alleufalls wiederholt
werden. Die Lauge zersetzt den Grünspan so wie die Kupfer
seife und löst das anhängende Fuselöl auf; beim Ablaufen wer
den die von den Wänden losgemachten Theile mit abgespült.
Nach dem Ablassen derselben muß sie mit Wasser gut ausge
waschen werden. Ein öfteres Blankbeizen der Röhre mit ver
dünnter Säure (Schwefelsäure, Essig) kann nicht empfohlen
werden, weil dabei das Loth leiden würde, womit die Röhre
zusammengelöthet ist. Dagegen dürfte eine ammoniakalische
Flüssigkeit (z. B. eine verdünnte Lösung von Salmiak, die mit
gebranntem Kalk versetzt worden) geeignet sein, das fester an
haftende Kupferoxyd aufzulösen und die Röhre dadurch im In-