Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (2. Band, 1. Theil)

302 
Die Dampfdestillation hat aber auch ihre Nachtheile, und 
zwar wenn die Erhitzung der Meische und die Entgeistung der 
selben durch einströmenden Dampf bewirkt wird, daß dieser 
sich in der Meische verdichtet, ihre Menge durch Wasser vermehrt, 
sie dabei abssr fortwährend verdünnt, so daß hierbei ge 
rade der umgekehrte Fall von dem Statt findet, was bei der 
Destillation mit freiem Feuer vorgeht. Bei dieser wird die 
rückständige Flüssigkeit fortwährend vermindert und concentrirt, 
bei der Dampfdestillation dagegen vermehrt und verdünnt, 
so daß der Alkohol dabei aus einer sich ununter 
brochen vermehrenden und verdünn enden Meische 
geschieden werden muß, was einen größer» Aufwand von Dampf, 
folglich von Wärme verursacht. 
Die äußere Erhitzung mittelst Dampf würde diesem Nach 
theile begegnen; allein man bedarf dazu Dampf von höherer 
Spannung und complicirtere, kostspieligere Apparate, weßhalb 
sich nur die erstere Art allgemein verbreitet hat, obwohl auch 
Bestrebungen, die letztere einzuführen, bekannt geworden sind. 
So haben in Österreich Albert Lewin zu Proßnitz in Mähren 
und Moses Trebitsch in Nikolsburg am 29. December 1824 
ein k. k. ausschließendes fünfjähriges Privilegium auf die Er 
findung eines solchen Dampf-Destillirapparats erhalten. Man 
findet aber keine solche Apparate in Anwendung. Sie würden, 
wenn sonst ihrer Anwendung kein anderer Vorwurf im Wege 
stünde, dem Zwecke in allen Puncten entsprechen können. 
Wenn wir nun in eine nähere Besprechung des Wesens 
der Dampfdestillation eingehen sollen, so müssen wir zuerst ei 
nes Mannes gedenken, der sich hierum die größten Verdienste 
und den gerechtesten Anspruch auf Anerkennung erworben hat; 
ich meine den Herrn Dr. Ludwig G a ll, den ick schon mehr 
mals zu neunen pnd seine Leistungen vorzuführen Gelegenheit 
hatte. Gall war in Deutschland der Erste, welcher die Con- 
struktion der Dampfbrennapparate auf Grundsätze zurückzuführen 
strebte; seine hierüber erschienenen Schriften brauche ich nicht 
erst zu nennen, sie sind allgemein bekannt, nur noch viel zu 
wenig beachtet. Sie sind die einzigen, aus deneu man sich 
eines guten brauchbaren Rathes erholen kann/ Ob sie nun 
Streitschriften, zu denen er durch höchst ungerechte Anfeindungen 
oft genöthigt war, oder ob sie zur Belehrung geschrieben sind, 
aus allen kann man lernen, und ich bin der Überzeugung, daß
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.