Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (2. Band, 1. Theil)

11 
jedoch nur bei einer nicht zu hohen Temperatur gedarrt wer 
den darf, um die Wirkung des darin enthaltenen Diastas nicht 
zu schwachen und die Bildung des Zuckers aus dem Stärkmehl 
nicht zu hindern. Dieß würde eine geringere Vergährun'gs- 
fähigkeit, mithin einen Verlust oder eine geringere Ausbeute 
an Alkohol (Branntwein) nach sich ziehen. 
Das Grünmalz wirkt bei der Zuckerbildung wie bei der 
Gährung kräftiger, als das getrocknete oder mäßig gedarrte 
Malz. Zum Branntweinbrennen muß das Malz etwas länger 
ausgekeimt sein als zum Bierbrauen, damit sich das Diastas in 
größerer Menge und kräftiger entwickele und die Zuckerbildung 
so wie die Vergährung dadurch befördert werde. 
Zum Getreidemeischen hat man im Großen noch selten 
Grünmalz versucht. Versuche, im Kleinen damit vorgenommen, 
haben in der That eine Meische von größerer Vergährungs- 
fähigkeit geliefert; doch dürfte dabei an der Menge des ver 
wendeten Malzes nichts abgebrochen werden. 
Für die Zwecke der Branntweinerzeugung werden die Malz 
keime von den Malzkörnern nicht abgesondert. Bei dem Grün 
malze wäre dieß sogar unausführbar; es wäre selbst nachlheilig, 
weil in diesen Keimen auch Diastas enthalten ist und sie deß 
halb zuckerbildende Wirkung auf das Stärkmehl üben, wovon 
ich mich zufolge einer Privatinittheilnng des Herrn Ökonomie- 
Jnspectors Dr. Theodor F ischern durch einen Versuch über 
zeugte. Die Wurzelkeime des Darrmalzes dagegen, in großer 
Menge angewendet, verwandeln wohl das Kartoffel-Stärkmehl, 
angemessen behandelt, in Dextrin, aber nicht in Zucker und 
Gummi; sie haben durch das Darren ihre znckerbildende Wir 
kung eingebüßt. Dieß kann mit Ursache der vortheilhaftern 
Wirkung des Grünmalzes sein, weil an diesem die Malzkeime 
weder gedarrt, noch sie davon abgesondert wurden. 
Der erste chemische Proceß, welcher mit den Getreidearten 
unternommen wird, um daraus Branntwein zu gewinnen, ist 
das Einmeischen derselben. Es bezweckt die Umwandlung 
des Stärkmehls in gährungsfähigen Zucker und dadurch die 
Erzeugung einer vergährungsfähigeu Flüssigkeit, welche man 
in mit den Hülsen (Trebern) der Getreidearten vermengtem 
Zustande Branntwein meische, von den Trebern aber ge 
schieden Branntw einm eischw ürz e nennt. Sie wird nicht 
gekocht, sondern im ungekochten Zustande der Gährung 
unterworfen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.