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jedoch nur bei einer nicht zu hohen Temperatur gedarrt wer
den darf, um die Wirkung des darin enthaltenen Diastas nicht
zu schwachen und die Bildung des Zuckers aus dem Stärkmehl
nicht zu hindern. Dieß würde eine geringere Vergährun'gs-
fähigkeit, mithin einen Verlust oder eine geringere Ausbeute
an Alkohol (Branntwein) nach sich ziehen.
Das Grünmalz wirkt bei der Zuckerbildung wie bei der
Gährung kräftiger, als das getrocknete oder mäßig gedarrte
Malz. Zum Branntweinbrennen muß das Malz etwas länger
ausgekeimt sein als zum Bierbrauen, damit sich das Diastas in
größerer Menge und kräftiger entwickele und die Zuckerbildung
so wie die Vergährung dadurch befördert werde.
Zum Getreidemeischen hat man im Großen noch selten
Grünmalz versucht. Versuche, im Kleinen damit vorgenommen,
haben in der That eine Meische von größerer Vergährungs-
fähigkeit geliefert; doch dürfte dabei an der Menge des ver
wendeten Malzes nichts abgebrochen werden.
Für die Zwecke der Branntweinerzeugung werden die Malz
keime von den Malzkörnern nicht abgesondert. Bei dem Grün
malze wäre dieß sogar unausführbar; es wäre selbst nachlheilig,
weil in diesen Keimen auch Diastas enthalten ist und sie deß
halb zuckerbildende Wirkung auf das Stärkmehl üben, wovon
ich mich zufolge einer Privatinittheilnng des Herrn Ökonomie-
Jnspectors Dr. Theodor F ischern durch einen Versuch über
zeugte. Die Wurzelkeime des Darrmalzes dagegen, in großer
Menge angewendet, verwandeln wohl das Kartoffel-Stärkmehl,
angemessen behandelt, in Dextrin, aber nicht in Zucker und
Gummi; sie haben durch das Darren ihre znckerbildende Wir
kung eingebüßt. Dieß kann mit Ursache der vortheilhaftern
Wirkung des Grünmalzes sein, weil an diesem die Malzkeime
weder gedarrt, noch sie davon abgesondert wurden.
Der erste chemische Proceß, welcher mit den Getreidearten
unternommen wird, um daraus Branntwein zu gewinnen, ist
das Einmeischen derselben. Es bezweckt die Umwandlung
des Stärkmehls in gährungsfähigen Zucker und dadurch die
Erzeugung einer vergährungsfähigeu Flüssigkeit, welche man
in mit den Hülsen (Trebern) der Getreidearten vermengtem
Zustande Branntwein meische, von den Trebern aber ge
schieden Branntw einm eischw ürz e nennt. Sie wird nicht
gekocht, sondern im ungekochten Zustande der Gährung
unterworfen.