Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (2. Band, 1. Theil)

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einholen zu müssen, die oft zu spät, oft gar nicht kommt, den 
besten Moment verfehlt und die freie Bewegung so wie 
den Fortschritt hemmt. Man sehe nicht auf Privatver 
hältnisse; man suche einen redlichen, gehörig wissenschaftlich ge 
bildeten und practisch routinirten Mann dazu. Es gibt deren 
noch wenige; aber sie werden sich finden, wenn man sie sucht, 
weil sie sich dazu ausbilden werden. Nur dabei kann ein Auf 
blühen der landwirthschaftlichen Gewerbszweige Statt finden. 
Grtragsberechrrung der Kartoffelbrennereien. 
Die Ertragsberechnung der Branntweinbrennereien muß 
überhaupt eine verschiedene sein, je nachdem man die verarbei 
teten Materialien für baares Geld einkauft oder je nachdem 
man dieselben dazu selbst producirt. Im erstern Falle entschei 
det die gewöhnliche kaufmännische Rechnung über Einnahme, 
Ausgabe und Gewinn; im letzten: Falle treten aber Rücksichten 
anderer Art ein. Verarbeitet man Getreide auf Branntwein, 
so ist dasselbe immer eine Waare, welche ihren Markt hat und 
verkauft oder iu baares Geld umgesetzt werden kann. Das 
selbsterzeugte verarbeitete Getreide muß daher um den jedes 
maligen Marktpreis der Brennerei aufgerechnet und darnach der 
Geldertrag berechnet werden. Nicht so ist es bei der Ver 
arbeitung der Kartoffeln'; diese haben keinen solchen Markt 
wie das Getreide, sie lassen sich nicht gut über sechs Monate aufbe 
wahren, vertragen keine weite Verfrachtung wegen des im Verhält 
nisse zu ihrer Ausgiebigkeit zu hohen Frachtlohns, und werden Be 
hufs der Branntweinerzeugung meistens in so großen Quan 
titäten cultivirt, daß sie in dieser Menge auch um einen 
geringen Preis gar nicht an Mann gebracht werden 
können. In diesem Falle kann der Brennereibesitzer die Kar 
toffeln der Brennerei allerdings um einen festgesetzten Preis zurech 
nen lassen —denn was er dadurch auf der einen Seite verliert, ge 
winnt er auf der andern —; verständiger scheint es aber in diesem 
Falle, da die Kartoffeln nicht wohl nach einem Anbringlich- 
keitspreise in Masse geschätzt werden können und die 
Brenneri demselben Herrn gehört, dieselbe nur als eine Kar- 
toffel-Verwerthungsanstalt zu betrachten und durch die 
geführte Brennereirechnung bloß zu ermitteln, wie hoch der
	        
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