Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (2. Band, 1. Theil)

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findet dabei immer ein Vertust an Branntwein Statt, wie dieß 
bereits früher erklärt wurde, und endlich erfordert die weitere 
Bearbeitung bis zur Gewinnung der Preßhefe noch Localitäten 
und Arbeit, mithin Kosten, so wie auch das zur Erzeugung 
verwendete rohe Materiale — das Getreide — im Verhältnisse 
seiner Ausbeute an Branntwein bedeutend höher zu stehen 
kommt als Kartoffeln, wenn diese zur Branntweinerzeugung 
verwendet würden. Die als Nebenproduct gewonnene Preß 
hefe muß alle diese Nachtheile auszugleichen im Stande sein, 
d. h. sie muß einen Ersatz bieten für den größer» entfallenden 
Steuerbetrag, für den Verlust an Branntwein, für den vermehr 
ten Arbeitslohn und für den höhern Preis des verarbeiteten 
rohen Materials — des Getreides. 
Daß nun dieses nur der Fall sein kann, wenn der erzeugte 
Branntwein im Kleinverschleiße beim Ausschanke theurer ver 
kauft wird, als dieß beim Verkaufe im Großen möglich ist, 
wurde schon vorn erwähnt, und daher kommt es denn auch, 
daß Preßhefe bei uns bisher nur in kleineren Branntweinbren 
nereien erzeugt wurde, die sich mit dem Ausschanke des gewon 
nenen Branntweins selbst befassen. Auf diese Weise kann aber 
nur wenig Preßhefe erzeugt werden; der Bedarf wird dadurch 
nur zum kleinen Theil gedeckt; man bleibt hauptsächlich noch 
an den Gebrauch der Bierhefe gewiesen. 
Von dieser Hefe wird in den Bier erzeugenden Ländern 
wohl viel gewonnen; allein es wird davon auch so viel ver 
braucht, daß dennoch oft Mangel daran entsteht und die Weiß 
brotbäckerei jedenfalls von der Biererzeugung abhängig bleibt, 
was nicht nur zeitweilig Unannehmlichkeiten hervorruft, sondern 
auch in den Betrieb des erster» Gewerbes störend eingreift. 
Gegen den Gebrauch der Bierunterhefe zu diesem Zwecke herrscht 
unbegreiflicherweise noch viel Vorurtheil. 
In Ländern, wo daher weniger Bier erzeugt wird oder 
wo diese Erzeugung nur zu gewissen Jahreszeiten Statt hat 
(z. B. in Baiern), wo also wenig oder gar keine Bierhefe für 
diese Verwendung zur Verfügung steht, war man längst darauf 
bedacht, künstliche Gährungsmittel aufzusuchen und anzuwenden; 
ja in einigen Ländern (z. B. Italien) wird sogar Weißbrot aus 
ungegohrenem, gebrühtem Mehlteige erzeugt. Entweder beste 
hen diese künstlichen Gährmittel in einer Art Sauerteig, 
oder in gährendem Mehlteige, oder auch in einer gäh-
	        
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