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Es bleibt nur zu wünscheil übrig, daß das vorstehend Ge
sagte richtig aufgefaßt, die gemachten wohlgemeinten Vorschläge
von den Gewerbtreibenden beherzigt und im Großen in Aus
übung gebracht würden. Die angezeigten Vortheile des neuen
Verfahrens werden gewiß nicht ausbleiben. Die Concurrenz
in der Erzeugung und im Absätze der Hefe würde größer, und
es könnte nicht so leicht ein Mangel daran eintreten, weil die
Abhängigkeit der betreffenden Gewerbe von einander — bisher
in zu enge Grenzen eingeschlossen — theils aufgehoben, theils
erweitert würde.
In der Hefen fabri ca ti o n sind seit Erscheinen meines
Werkes keine fremde neue Fortschritte oder Erfahrungen bekannt
geworden. Was die Natur der Hefe selbst betrifft, so wurden
darüber bereits die Versuche damit von Dr. Lüdersdorfs, und
Dr. Wagner, die Untersuchung derselben auf ihre feuerfesten
Bestandtheile von Mitscherlich, dann ihre Untersuchung von
Schloßberger etwas umständlicher mitgetheilt, welche mit
den früher angezeigten von Mulder nahe übereinstimmen.
Es wurde bisher absichtlich vermieden, zu erwähnen, daß
ein Zusatz von abgerahmter Milch beim Meischen für die
sen Proceß dieselben Vortheile bringen werde, die dafür schon
S. 59 u. s. f. angezeigt worden sind; allein für die Hefenfa-
brication scheint der Zusatz einer großen Menge Milch noch
aus einem andern Grunde von wesentlichem Nutzen. Ich habe
nämlich beobachtet, daß die Hefe, welche aus einer Würze ent
steht, die mit Zusatz von Milch erzeugt worden, sehr weiß und
besonders consistent, dabei aber dennoch sehr wirksam ist. Es
würde sich dann nur noch darum handeln, den richtigen Milch
zusatz auszumitteln.
Ich habe deßhalb über die Anwendung eines Zusatzes von
Milch bei der Hefenerzengung einige weitere Versuche gemacht
und im Allgemeinen das bestätigt gefunden, was oben darüber
bereits gesagt worden ist; nur konnte auch bei großem Milch-
zusatze eine bedeutende Vermehrung der Hefe nicht beobachtet
werden, woraus hervorgehen dürfte, daß die Milch dabei nicht
gerinnt, der Käsestoff aus derselben sich nicht ausscheidet und
etwa mit der Hefe vermengt, sondern vielmehr sowohl in der
gegohrenen Flüssigkeit, wie in der davon abfallenden Schlempe