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in Auflösung bleibt. Bildung vou wirklicher Hefe aus dem
Käsestoff findet demnach hier auch nicht, sondern bloß eine
etwas weniges bessere Vergährung überhaupt Statt.
Zu diesen Versuchen über Zusatz von Milch beim Meischen
bin ich veranlaßt worden durch die Betrachtung, daß dieselbe
sich wie ein Milchsäureferment verhält, daß sie Starkekleister,
Dextrin, Dextringummi und Zucker zur theiiweisen Umwandlung
in Milchsäure disponirt, daß die Milchsäure Kleber und Phosphate
auslöst, welche zur Hesenbildung nothwendig sind, und daß
demzufolge eine mit Milchzusatz bereitete Meische oder Würze
einer vollständigen Vergährung, mithin vermehrten Alkohol- und
Hefenbildung fähig sein könnte.
Daß aber ein Zusatz von Hefe beim Einmeischen
eine bedeutend vollständigere Vergährung der Meischen und
mithin auch größere Hefenproduction aus derselben bedingt, ist
S. 61 gezeigt worden, und würde dieses Verfahren daher auch
der Hefenfabrication einen wesentlichen Vorschub leisten können.
Die Hefe ist übrigens ein sehr wichtiger Consumtionsartikel;
große Massen davon werden in den Haushaltungen, von den
Weißbrotbäckeru und in der Branntweinbrennerei verbraucht,
und so wie momentan die Biererzeugung stockt und mithin we
niger Hefe erzeugt wird, wirkt dieß sogleich auf die Bäckerei
zurück und greift störend in den Betrieb dieses Gewerbes ein.
Deßhalb ist es höchst wünscheuswerth, die Bäckerei in Bezug
auf ihren Hefenbedarf von der Brauerei, wenn auch nicht voll
ständig, doch für derlei vorkommende Fälle unabhängig zu ma
chen, und wurden die Mittel dazu bereits vorstehend angegeben.
Man wird sich von der Hefenconsumtion einen Begriff machen
können, wenn ihre Erzeugung bei der Bierbrauerei in Betracht
gezogen wird, da bekannt ist, daß selbst diese den Bedarf noch
immer nicht deckt. Band 1. Theil 2, S. 562 ist nachgewiesen,
daß im österreichischen Kaiserstaate jährlich 17.250.000 Ss dick
breiige Bierhefe erzeugt werden. Die Production an Bierhefe
in Europa kann man auf 150 Millionen Pfund von derselben
Cousistenz veranschlagen.
Obwohl bei der Weingährung weniger neue Hefe entsteht
als bei der Biergährung, nämlich nach einigen im Kleinen aus
geführten Versuchen nur 0.04 von der Alkoholmenge, so würde
man bei der Weingährung und vollständigern Benützung der