Full text: Die Branntweinbrennerei und die Hefenerzeugung (2. Band, 1. Theil)

3) zur vollständiger» Auflösung des Klebers u. d. Phosphate 
4) zur verstärkten Zuckerbildung; 
5) zur Beförderung der Vergähruug. 
Die dazu vorgeschlagenen und gebrauchten Mittel sollen 
hier einer nähern Betrachtung unterzogen werden. 
Ad 1) Zu dem erster:: Zwecke hatte schon Hr. v. Siemens, 
Amtmann und Ritter-des k. schwedischen Wasaordens, vorge 
schlagen, die Kartoffeln mit über 80° R. heißem Dampf zu ko 
chen, zu zerreiben und auf 2000 U derselben die aus 1 U Pott 
asche bereitete Ätzlauge zuzusetzen. Es entsteht ein dünner 
Kleister, der durch ein Sieb getrieben wird, auf welchem die 
Schalen zurückbleiben. Bei einer Temperatur der Masse zwi 
schen 50 bis 60° R. wird das Malzschrot zugesetzt, und zwar 
20 pCt. (!) vom Gewichte der Kartoffeln. Nach erfolgter 
Zuckerbildung läßt man die Meische schnell erkalten und bringt 
sie zur Gährnng. Man erhielt nach diesem Verfahren in Ko 
penhagen */, mehr Branntwein als gewöhnlich. Müller er 
hielt von einem Scheffel Kartoffeln (= 100 preuß. Pfund) 
nach dem gewöhnlichen Verfahren 5 bis 6, nach dem S i e- 
m e n s'schen Vorschlage 8 bis 9 Quart Branntwein. Man er 
hält auch viel Hefe. 
Gegenwärtig erscheint ein solches Verfahren bei dem Ein- 
meischen der Kartoffeln schon aus dem Grunde für überflüssig, 
weil man auch ohne Zusatz von Ätzlauge ebenso große Aus 
beuten an Branntwein aus den Kartoffeln erzielt. Es ist die 
ser Zusatz aber sogar schädlich, weil ätzende Alkalien die zucker 
bildende Wirkung des Diastas hindern (Theil I. S. 274) und 
diese erst dann wieder eintritt, bis das Alkali mit einer Säure 
neutralisirt worden ist. Nun enthält eine jede Meische aller 
dings immer freie Säure, wodurch ein Theil des Alkali un 
wirksam gemacht wird; aber es scheint beiden: Siemens'schen 
Verfahren dennoch eine nachtheilige Einwirkung des ätzenden 
Alkali Statt gefunden zu haben, welche durch Anwendung einer 
bedeutend größern Menge Malz (20 U auf 100 U Kartoffeln) 
überwältigt werden mußte, während man bei dem gewöhnlichen 
Betriebe und denselben guten Ausbeuten nur 5 U Malz auf 
100 Kartoffeln anwendet, so daß die im obigen Falle erhalte 
nen bessern Ausbeuten auch theilweise der größern angewendeten 
Malzmenge zugeschrieben werden müssen. Unter diesen Umstän- 
, den ist daher das Siemens'sche Verfahren jetzt nicht mehr 
zu empfehlen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.