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ausscheidet; er hat aber die Fähigkeit, den Zucker zu zersetzen,
und kann daher zur Gährung anderer zuckerhaltiger Flüssig
keiten gebraucht werden.
Nach Liebig wäre die Weinhefe, da die Weingährung
eine Untergährung ist, verwesender oxydirter Kleber; alle stick
stoffhaltige Substanz (von Liebig Kleber genannt) ans dem
Moste werde in Form von Hefe ausgeschieden; der Wein ent
halte nichts mehr davon. Allein der Wein enthält noch eine
solche Substanz, und dann fragt es sich dabei: ob letztere wirk
lich nur als Ammoniak im Weine enthalten ist?
Nach Cagniard-Latour und Schwann k. ist die
neu gebildete Hefe eine Pflanze, die Gährung, als Hefenbil-
dungsproceß betrachtet, daher ein Vegetationsproceß. Dieser
Ansicht steht die Entstehung der Hefe ohne Samen entgegen;
außerdem würde bei der beobachteten organischen Structur
der Hefe und bei der Analogie zwischen dem Vegetations- und
Gährprocesse dagegen nichts Erhebliches eingewendet werden
können; auch schließt sie die Zurücklassung eines stickstoffhaltigen
Bestandtheiles im Weine nicht aus.
Als electrischer und katalytischer Proceß betrachtet, ist bis
jetzt keine Erklärung der Bildung neuer Hefe gegeben worden.
Verfälschungen und Untersuchungen der
Weine.
Die bei den Weinen vorkommenden Verfälschungen lassen
sich der bequemern Übersicht wegen in mehre Abtheilungen brin
gen, und zwar:
1) In solche, welche eine künstliche Färbung derselben be
zwecken. Von diesen war schon bei der Betrachtung der Farbe
der Weine die Rede.
2) In solche, welche bezwecken, dieselben durch Zusatz von
Branntwein oder Weingeist alkoholreicher zu machen. In den
Weinländern wendet man dazu Weinbranntwein an. Es wurde
bereits erwähnt, daß die portugiesischen und spanischen Weine
durchgehends mit Branntwein versetzt werden (Ginjal), was
schon ihr unnatürlich großer Alkoholgehalt beweist. Dieser
Zusatz läßt sich durch kein chemisches Reagens nachweisen; ein
zu großer Alkoholgehalt über 12 pCt. deutet ihn an. Geübte