Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

Ammoniak erkennen, wodurch besonders aus dem eingedampften 
Weine phosphorsaures Bittererden-Ammouiak gefällt würde. 
Noch muß einer gegenwärtig der Geschichte der Weinver- 
fälschung anheimgefallenen Methode erwähnt werden, dem Weine 
die freie Pflanzensäure zu benehmen, welche darin bestand, daß 
man Bleiplatteu oder Bleioxyd in den Wein brachte, um die 
freie Säure zu neutralisiren. Dadurch entstehen pflanzeusaure 
Bleisalze, welche größteutheils aufgelöst bleiben, zwar einen 
süßlichen Geschmack besitzen, aber höchst schädliche Wirkungen 
auf die Gesundheit beim Genusse eines solchen Weines hervor 
bringen. Durch die gefährlichen Wirkungen erschreckt, kam 
man wohl sehr bald selbst von diesem Verfahren wieder ab; 
dennoch hat dasselbe, sobald es bekannt geworden, zur Vornahme 
von strengen Proben Veranlassung gegeben, und so ist die be 
kannte Hahnemann'sche Weiuprobe entstanden. 
Bei rothen Weinen ist eine solche wahrhafte Vergiftung 
derselben nicht zu befürchten, weil das Pigment des rothen 
Weines durch das Bleisalz gefällt würde. Also nur die wei 
ßen Weine könnten derselben unterliegen. 
Die Prüfung besteht nun darin, daß man dem Weine 
flüssige Hydrothionsäure und zugleich etwas freie Säure (nach 
Hahnemann Weinfteiusäure) zusetzt, wodurch zwar das auf 
gelöste Blei als Sulfurid, nicht aber eine etwa in dem Weine 
enthaltene geringe Menge Eisen (Eisensalz) gefällt wird. Der 
Niederschlag von einer größern Menge Wein wird gesammelt 
und daraus das Blei, im metallischen Zustande dargestellt, re- 
ducirt. Damit wäre diese Verfälschung constatirt; sie dürfte 
aber gegenwärtig nirgends mehr vorkommen. 
Wenn der immer freie Säure enthaltende Wein öfters 
durch Hähne von Messing oder Kupfer abgelassen worden ist 
(daher hölzerne Pipen vorzuziehen sind), so kann er zufällig 
etwas Kupfer aufgelöst enthalten, und dieses gibt bei der ge 
nannten Probe dieselben Reactionen wie Blei, was wohl unter 
schieden werden muß. 
Am besten ist es, solchen Wein schon vor der Gährung 
im Moste zu verbessern, auf eine Art, wie davon schon bei 
der Betrachtung der Aufbesserung des Mostes mit Zusatz von 
Zucker die Rede war, wodurch der Alkoholgehalt der Weine 
erhöht und ihr Gehalt an Säure relativ verringert wird. 
Man hat in Erinnerung gebracht, daß, wenn dazu Stärke-
	        
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