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Krankheiten der Weine.
Die Weine unterliegen während ihrer Aufbewahrung ver
schiedenen Unfällen, die auf sehr verschiedene Art benannt und
beurtheilt werden. Es läßt sich ihnen mit mehr oder weniger
Erfolg begegnen und die Weine dadurch wieder genießbar machen.
Sie lassen sich in wenige Rubriken zusammenfassen. Die
wichtigsten derselben sind folgende:
1) Das Zähe- oder Langwerden;
2) das Sauerwerden;
3) der Faßgeruch und Faßgeschmack;
4) der Schimmelgeruch und Schimmelgeschmack;
5) das Kahmigwerden.
Sie sollen hier einzeln betrachtet werden.
Ad 1. Das Zähe-, Lang - oder Schleimigwerden ist eine
Krankheit, bei welcher der Wein seine natürliche Dünnstüssigkeit
verliert und dickflüssiger wie Öl oder schleimig wird. Es kann
dieß selbst in fest verschlossenen Flaschen geschehen. Franqois
hat gezeigt, daß dieses Langwerden des Weines von einer Por
tion aufgelösten Pflanzenleims herrührt, der sich absetzt. Durch
Zusatz einer kleinen Menge Galläpfel- oder Eichenrinde-Extractes
kann ihm abgeholfen werden. Man beugt ihm entweder vor,
indem man es nach der Gährung vor der Klärung und ehe
der Wein auf Bouteillen gefüllt wird, zusetzt, oder man ver
bessert den Wein, nachdem er schon lang geworden ist. Im
letztern Falle sind 10 — 20 Gran trockenes Extract aus jede
Bouteille erforderlich.
Dubois, von demselben Princip ausgehend, wendet in
derselben Absicht unreife Vogelbeeren an.
Adolph Freiherr von Seckendorfs empfiehlt folgendes
Verfahren, welches auch zum Klären durch Hefe getrübten Wei
nes dient: Bnchenholz-Hobelspäne werden mit Wasser abge
brüht, hierauf mit kaltem Wasser abgewaschen und an der Luft
oder Sonne getrocknet. Man füllt ein Faß ganz voll damit
an, schüttet den kranken Wein hinein, und nach zwei Tagen
kann man den Wein hell und klar abziehen. Selbst junge,
von der Hefe und den Trestern abgezogene Weine können sogleich
ans dieselbe Art geläutert werden. Die Späne halten den
Schleim zurück; sie setzen sich zusammen und müssen daher in
das Faß nachgefüllt werden. Sie werden nicht sauer und sollen