Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

12* 
und Kernen für sich gegohren, geben sie zwar ein weinartiges, 
angenehmes Getränk welches aber arm ist an Alkohol. Löst 
man in dem Safte Starkmehlzucker auf, oder versetzt man ihn 
mit der Hälfte seines Gewichtes einer Lösung desselben von 
einer solchen Concentration, daß jene des versüßten Saftes am 
Sacharometer viren 16 — 18 pCt. zeigt, so erhält man einen 
gut vergohrenen Wein, der in Farbe, Geschmack und Alkohol 
gehalt die meiste Ähnlichkeit mit Österreicher Wein hat. 
Diese Ähnlichkeit ist so groß, daß Mehre einen von mir 
auf diese Art erzeugten Wein für Österreicher getrunken haben. 
Stachelbeeren können bei uns in Meuge producirt werden 
und sind vollkommen geeignet zur Erzeugung angenehmer 
Weingattungen; nur muß man sie dazu vollkommen ausreifen 
lassen. In England wird davon zur Erzeugung des Oeosberr^- 
Weines häufig Gebrauch gemacht. 
7. JvhanniSbeerwein. 
Obwohl die Cultur der Johannisbeeren (Ribes rubrum) 
bis zu einem hohen Grade von Vollkornmenheit gebracht worden 
ist, auch dieses Gewächs und dessen Früchte viel Ähnlichkeit 
mit dem Weinstock und den Weintrauben haben, so hat man 
es doch bis jetzt nicht dahin bringen können, durch die sorgfäl 
tigste Cultur und Pflege ihnen einen größer» Zuckergehalt zu 
verschaffen und das Übermaß von freier Pflanzensäure (Citro- 
nensäure und Äpfelsäure) zu benehmen. Der Saft der Johan 
nisbeeren selbst hat nur eine geringe Concentration von eireu 
10 bis 12 pCt. Sacharometer-Anzeige, und gibt für sich gegohren 
einen wenig geistigen, sehr sauren Wein. Besser stellt sich das 
Product heraus, wenn man darin so viel Stärkmehlzucker auf 
löst, als nothwendig ist, ihm eine größere Concentration von 
18 — 20 pCt. Sacharometer-Anzeige zu geben. Die Flüs 
sigkeit vergährt dann ziemlich gut und man erhält einen gei 
stigen, etwas säuerlichen Wein, welcher trinkbar ist. 
Ans dem Fürstlich Fürstenbergffcheu Dominium Pürglitz 
in Böhmen bereiten die Beamten-Frauen häuslich einen sehr 
guten Johannisbeerwein, wovon ich eine Probe von dem fürst 
lichen Herrn Hofrathe Karl Egon Ebert zur näheren Prüfung 
erhielt.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.