Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

194 
leicht kahmig wird. Mit einem gleichen Gewichte Stärkezucker 
lösung von 20 pCt. Gehalt versetzt, geht die Vergährung ziem 
lich gut von Statten, und man erhält einen etwas sauren, nach 
Himbeeren schmeckenden, mild geistigen Wein. 
Die besten Beerenweine soll man von schwarzen Johannis 
beeren (Kibes nigrum) und von den Beeren des Faulbaums 
(Prunus Padus) erhalten. Wein. aus Fliederbeeren darzustellen, 
soll nach Bley schwierig sein, weil der Saft von dem herben 
Geschmack nicht zu befreien ist und bei der Gährung leicht ver 
dirbt. Diese und andere Obst- und Beerenweine darzustellen 
habe ich nicht versucht. 
Im Allgemeinen kann man aus dem über die Obst- und 
Beerenweine Angeführten folgende Regeln für deren Erzeugung 
ableiten: 
1) Die Obst- und Beerensäfte enthalten selten so viel 
Zucker, daß aus ihnen unmittelbar ein geistiger und haltbarerer 
Wein erzeugt werden könnte, und wenn sie auch eine größere 
Concentration besitzen, so enthalten sie bedeutend mehr Neben- 
bestandtheile als der Weinmost und weniger Zucker, so daß sie 
keiner so bedeutenden Vergährung fähig sind. 
2) Aus diesem Grunde muß man jenen Säften meistens 
mehr oder weniger Zucker zusetzen, um ihren Zuckergehalt ent 
sprechend zu erhöhen und eine größere Vergährungsfähigkeit 
derselben zu erzielen. Der Wein wird dadurch alkoholreicher 
und haltbarer. 
3) Diesen Zusatz von Zucker kann man auf zweierlei Art 
machen, nämlich auf die erste Art, indem man den Zucker unmittelbar 
im Safte auflöst, und auf die zweite Art, indem man dem Safte eine 
concentrirte Auflösung des Zuckers beimischt. Das letztere Ver 
fahren ist allemal da vorzuziehen, wo es sich darum handelt, 
den größern Säuregehalt des Saftes auf eine größere Menge 
Flüssigkeit zu vertheilen und dadurch in derselben relativ zu 
verkleiuern. Es dient auch bei hinreichend concentrirtem Safte 
(Weichsel- und Zwetschkensaft), welcher viel Schleim oder Pflan 
zengallerte enthält, um seine Vergährbarkeit zu vermehren. 
Gemeiner Zucker, besser aber abgepreßter Stärkezucker ist dazu 
anwendbar. 
4) Die Gährung erfolgt durch Wirkung des in den Säf 
ten enthaltenen natürlichen Ferments. Sollte der versüßte 
Saft aus Mangel an Ferment nicht hinreichend vollkommen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.