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Ad 2) Künstliche Weine mit Anwendung von Weinhefe.
Wendet man zu der Zeit und da, wo sie zu haben, statt
Bierhefe Weinhefe (von der Hauptgährung des Weinmostes)
an, so verfährt man dabei wie oben; aber die erhaltenen Pro-
ducte zeichnen sich durch den Abgang des Biergeschmacks und
durch eine größere Ähnlichkeit mit den natürlichen Weinen Vor
theilhaft aus.
Ad 3) Künstliche Weine mit Anwendung von Obst- und Bee
renmeisch als Gährungsmittel.
Zur Erzeugung von derlei Weinen haben schon L am pa
tz ius und Dorn Anleitung gegeben. Von Beiden wurde dazu
Stärkmehlsirup und nicht Stärkezucker angewendet, was schon
an sich weniger zu empfehlen ist, weil ersterer die Erzeugung
eines nicht gehörig vergährbaren, viel Gummi enthaltenden
Weines bedingt; Lampadius hat sogar Malzstärkesirup ge
braucht, welcher dazu um so weniger geeignet ist, als er noch
viel mehr Gummi enthält. — Auch hat Lampadius dabei we
der die Concentration der iu die Gährung versetzten Flüssigkeit
noch deren Vergährungsgrad angegeben. Er läßt die Gährung
im Sommer bei 15 bis 25° R. Temperatur (auf dem Dachbo
den,) im verschlossenen Fasse vor sich gehen, wobei der Wein
nicht sauer wird; sie dauert circa 30 Tage. Den Obst- und
Beerenmeisch mischt er mit der 45° R. warmen Stärkesirup
lösung und die so warme Flüssigkeit läßt er in Selbstgährung
übergehen. Besser ist es offenbar, den Obst- und Beerenmeisch
erst für sich in Gährung treten zu lassen, bevor er mit der
Siruplösung vermischt wird.
Zu rothem St. Giles ähnlichen Wein wendete er an:
5 U Johannisbeeren,
5 $s süße Kirschen,
5 U Heidelbeeren,
% U Himbeeren,
72 Kannen Siruplösung, worin 72 Dresdner Pfund
Stärkesirup. Die Himbeeren ertheilten ihm ein dem
Melniker Wein ähnliches Bouquet.
Zu weißem, dem Rheinwein ähnlichen Wein:
72 Kannen der obigen Siruplösung,
15 U Stachelbeermeisch.