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bessert wird, und zu der andern, wobei man durch Zusatz von
Stärkezuckerlösuug zum Moste oder Traubenmeisch die Menge
des zu gewinnenden Weines auf das doppelte QiMtum erhöht.
Das letztere Verfahren ist also eine künstliche W^inerzeugung,
weil dadurch die Weinproduction bedeutend vermehrt wird.
Es geht aber auch daraus hervor, daß Lampadius eine
viel zu geringe Quantität Obst- und Beerenmeisch anwendete
(15 &") zur Vergährung einer so großen Quantität Stärke
sirup (60 U von circa 14° B. Concentration), um dch V,er-
gährung desselben durch dgs in dem Meische enthaltene Fer
ment vollkommen bewirken zu können, und daß daher die von
ihm erzeugten Stärkezuckerweine nur sehr unvollkommen ver-
gohren gewesen sein müssen, was auch aus den Nachrichten
hervorgeht, die er uns darüber mitgetheilt hat.
Bei dieser Vermehrung des Weines ist es am besten, den
Most. mit den Schalen zu gähren. Auf 100 U Traubenmeisch,
welchen man vorerst ßür sich in Gährung kommen ließ und
worin circa 90 pCt. Saft von etwa 20 pCt. Sacharometer-
Anzeige enthalten sind, setzt man 90 U Stärkezuckerlösung von
20 pCst. Zuckergehalt (Sacharometer-Anzeige) hinzu. Die Gäh
rung schreitet bald wieder fort und die Vergährung erfolgt so
vollkommen, daß die gegohrene Flüssigkeit — der Jungwein —
specifisch leichter wird als Wasser. Die Schalen befördern die
Gährung. Bei Rothwein müssen sie nothwendig ganz in dem
gährenden Meisch belassen werden, damit der Wein hinreichend
dunkelroth gefärbt werde. Mit dem gegohrenen Wein wird
auf die übliche bekannte Art verfahren. Er ist, gehörig abge
lagert, von natürlichem Wein kaum zu unterscheiden und sehr
haltbar.
Vorzüglich anzuempfehlen ist dieses Verfahren bei schwa
chem sauren Most von z. B. nur 12 pCt. Sacharometer-Ay-
zeige Concentration. Indem mau hier auf 100 U Meisch mit
90 U Saftgehalt 35.5 U Stärkezuckerlösuug von 30.5 pCt.
Sacharometer-Anzeige zusetzt, erhält man 125.5 U künstlichen
Most von 18 pCt. Sacharometer-Anzeige Concentration, wo
raus ein guter Wein erfolgen kann. Da sich in ihm die ^ien
Pflanzensäuren und Salze nun auf eine größere Masse einer
alkoholreichern Flüssigkeit vertheilen, so wird ein solcher Wein
auch haltbarer und weniger sauer sein.