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Lampensäure zu bilden, welche als ein Gemische von ersterer
mit Ameisensäure angesehen wird.
Di- Essigsäure.
(Acetylsäure).
Die Essigsäure kommt zwar schon natürlich fertig gebildet
vor in dem Safte vieler Bäume, besonders im Frühjahre —auch in
thierischen Flüssigkeiten hat man bisweilen Essigsäure gefunden —
in größter Menge kann aber diese Säure erzeugt werden aus
dem Alkohol durch fortschreitende Oxydation desselben, wobei
die eben betrachteten Zwischenoxydationsproducte erhalten wer
den, dann bei der trockenen Destillation vieler, vorzüglich stick
stofffreier Pflanzenkörper, als des Zuckers, des Gummi, des
Stärkmehls, besonders aber des Holzes (Holzessig); sie bildet
sich bei der freiwilligen Zersetzung der wässerigen Auflösungen
einiger organischen Säuren, wie z. B. der Weinsteinsäure, der
Citronensäure und anderer Körper, z. B. eines dünnen Gum
mischleimes, eines dünnen Stärkekleifters; sie entsteht bei der
Einwirkung von Braunstein und doppelt chromsaurem Kali in
Gemeinschaft mit Schwefelsäure auf einige organische Körper und
namentlich auf Alkohol; sie bildet sich beim Kochen mehrer orga
nischer Körper mit verdünnter Schwefelsäure; sie entsteht auch
bei der Einwirkung ätzender fixer Alkalien (Kali und Natron)
auf einige organische Säuren (Weinsteinsäure, Citronensäure)
und anderer indifferenter Stoffe (Stärkmehl, Gummi, Zucker)
in höherer Temperatur.
Die Erzeugung und Gewinnung der Essigsäure aus
Alkohol durch Umwandlung desselben ist die einfachste und
wohlfeilste, zur fabriksmäßigen Darstellung derselben im Gro
ßen am meisten geeignet; sie liefert das reinste, unmittelbar
zum Genusse taugliche Product und wird deßhalb hier allein
in Betrachtung gezogen werden.
Die Essigsäure läßt sich sowohl im wasserfreien Zustande
wie auch als Hydrat darstellen.
Das reine Essigsäurehydrat, welches wir hier zunächst zu
betrachten haben, kann nur dargestellt werden aus essigsauren
Salzen. Von diesen wendet man dazu am meisten an: das
essigsaure Natron, das essigsaure Bleioxyd (Bleizucker) und das