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nicht anwendbar; aus ihnen muß vorerst Mehl oder Stärkmehl
bereitet werden, wenn sie dazu verarbeitet werden sollen; und
da es unter besondern Umständen Vortheilhaft sein kann, die
Ilmwandlung desselben in gährungsfähigen Zucker mit Schwe
felsäure statt mit Gerstenmalz, wovon im vorigen Absatz gespro
chen wurde, vorzunehmen, so soll diesem Processe hier eine
Stelle gewidmet werden. Es ist dabei nämlich Folgendes zu
beachten:
1. Das Stärkmehl kann zur Verwandlung in Zuckerwasser
im nassen oder im trockenen Zustande angewendet werden. Das
Letztere bietet den Vortheil, daß es sich Jahre lang unverändert
aufbewahren läßt. Bei ersterem ist sein Gehalt an lufttrok-
kenem Stärkmehl durch einen Trocknungsversuch im Kleinen zu
erproben, um die Quantitätsverhältnisse richtig bestimmen zu
können; denn 100 U nasses Stärkmehl enthalten 52 bis 60 U
lufttrockenes.
2. Aus Sanitätsrücksichten ist es nothwendig, die Umwand
lung des Stärkmehls in Zucker mittelst verdünnter Schwefel
säure durch Dampfkochung in Holzgefäßen vorzunehmen und
dabei eine jede Berührung der sauren Flüssigkeit mit Metallen
zu vermeiden.
3. Die Kochgefäße werden am besten mehr hoch als weit
gemacht, nicht nur weil diese Form der Gefäße der Dampfkochung
angemessener ist, sondern auch, weil die Zuckerbildung darin
wegen der in den untern Schichten höhern Siedetemperatur
schneller erfolgt. Gleicherweise wird die Zuckerbildung beschleu
nigt, wenn die Kochgefäße geschlossen werden und der Austritt des
Dampfes aus denselben durch ein wenig belastetes Sicherheits
ventil oder dadurch erschwert wird, daß man denselben mittelst
einer zweischenkelig gebogenen Röhre mehr oder weniger tief
durch Wasser strömen läßt, indem dadurch die Temperatur der
'siedenden Flüssigkeit über 80" R. erhöht wird.
4. Die Schnelligkeit der Zuckerbildung ist auch mit von
der Menge der angewendeten Schwefelsäure bedingt; mehr
Schwefelsäure beschleunigt dieselbe.
5. In gleicher Art hat die Menge des gebrauchten Waffers
darauf Einfluß. Je weniger Wasser man anwendet, desto
schneller findet sie Statt. In diesem Anbetrachte hat die Dampf-
kochung hierbei einen Nachtheil, indem die Zuckerbildung dabei
in einer sich durch Dampfcondeusation fortwährend verdünnenden