176
beim Nentralisiren damit ist daher wegen des möglichen Über
schäumens Vorsicht nöthig; ein Überschuß desselben bringt kei
nen Nachtheil für das Product. Die vollständige Nentralisirung
damit ist jedoch etwas schwierig, die Kreide ist bei uns theurer,
das Pulvern des wohlfeilern harten Kalksteins macht auch Kosten.
Der gebrannte Kalk läßt sich mit Wasser leicht zu Pulver
löschen; er neutralisirt, am besten in Form einer dicken Milch
angewendet, die Schwefelsäure ohne Aufschäumen; es darf je
doch kein Überschuß desselben zugesetzt werden, weil das Zucker-
wasser sonst braun und bitter wird.
Um demnach jeden Überschuß von Kalk zu vermeiden, setzt
man auf jedes Pfund angewendeter Schwefelsäure 3 / 4 U Kalk
hydrat, mit Wasser zu dünnem Brei angerührt, zu, rührt gut
ein und vollendet die Nentralisirung mit sehr dünner Kalkmilch,
die man zuletzt nicht dünn genug anwenden kann und nur in
kleinen Portionen zugeben darf, um nicht leicht zu"viel Kalk
zuzusetzen. Man kann die Vollendung der Neutralisation mit
fein geschlämmter Kreide bewirken; auch die frisch bereitete
Knochenkohle kann dazu allein oder theilweise angewendet wer
den, weil sie 8 —10 pCt. ihres Gewichtes kohlensauren Kalk
enthält. Sie bewirkt gleichzeitig eine Entfärbung und Reini
gung des Zuckerwassers.
Die Neutralisation des Zuckerwassers geschieht, so lange
dasselbe noch heiß ist, entweder in den Kochbottich selbst, oder
in besondern Präcipitirbottichen, in welche man die gar gekochte
Flüssigkeit abzapft oder überträgt, worauf in dem Kochbottich
sogleich wieder eine neue Portion Stärkmehl bearbeitet werden
kann. Der gebildete Gips setzt sich sehr bald ab und das
Zuckerwasser wird ganz klar.
Die Anwendung des Kalks zum Neutralisiren der Schwe
felsäure hat aber zwei Nachtheile, und zwar a) den, daß etwas
von dem gebildeten Gips aufgelöst bleibt, und d) daß ein jeder
Kalkstein Bittererde enthält, weßhalb sich schwefelsaure Bitter
erde bildet, welche in dem Zuckerwasser ebenfalls gelöst bleibt.
Ein Überschuß von Kalk würde sie fällen, darf aber nicht gebraucht
werden. Beide Salze bedingen einen etwas bitterlichen Geschmack
des Zuckerwassers. Weil der Schnelligkeit der Zuckerbildung
wegen die geringste Menge Wasser anzuwenden ist, so erhält
man das Stärkezuckerwasser schon so concentrirt, daß es, ob
wohl eine gesättigte Gipsauflösung bildend, doch im Ganzen