Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

Gradirfässer und nach der Art ihres sauren Geruches. — Ein 
drittes, zuverlässigeres Beobachtnngsmittel hierbei wäre die 
stetige Ermittelung der Zunahme der Temperatur mittelst eines 
dazu geeigneten, in jedem Gradirfasse angebrachten Tbermo- 
meters, und müßte, wenn die beobachtete Temperatur jedesmal 
eine gewisse, durch Erfahrung für jede Größe der Gradirfässer 
zu ermittelnde Grenze, z. B. 30" R., erreicht hat, das Um 
füllen des Essiggutes vorgenommen werden. Eine zu hohe 
Temperatur würde auch einen zu großen Verlust an Alkohol 
und Essigsäure durch Verdampfung herbeiführen. Hierbei wird 
bei jedesmaligem Umfüllen des Esstggutes in den Gradirfässern 
nur so viel Essigsäure gebildet, als der zwischen die Kämme 
eindringenden atmosphärischen Luft entspricht, welches Zutreten 
der Luft jedoch durch die jedesmal stattfindende Absorption ihres 
Sanerstoffgases und dadurch noch befördert wird, daß das aus 
geschiedene specifisch leichtere Stickgas aus dem Gradirfasse dtirch 
die von Außen eindringende schwerere atmosphärische Luft ver 
drängt wird, so daß ein zwar sehr langsamer, aber doch steti 
ger Luftwechsel Statt findet. Dieser Luftwechsel könnte noch 
dadurch befördert werden, daß man im Deckel zwei Löcher von 
geeignetem Durchmesser anbringt, von deren einem ein kurzes 
Rohr nach abwärts, an dem andern nach aufwärts angesetzt 
würde. Durch ersteres würde die schwerere atmosphärische 
Luft eintretten, durch letzteres das leichte Stickgas anstretten. 
Je öfter das Umfüllen des Essiggntes vorgenommen werden 
kann, vesto schneller ist die Essigbildung vollendet, und es ist 
leicht ersichtlich, daß das wiederholte Auffüllen der Gradirfässer 
mit dem Essiggute eigentlich keinen andern Zweck hat, als, den 
den Kämmen anhängenden, bereits fertig gebildeten Essig auf 
zunehmen und sie neuerdings mit einer alkoholhaltigen Flüssig 
keit zu benetzen, Um diese der vollkommenen Umwandlung in 
Essig zuzuführen. 
In diesem Anbetrachte, was die Mengedes jedesmal abzu 
ziehenden und wieder aufzugießenden Essiggutes, so wie die 
Anzahl der zu gebrauchenden abgezogenen Gradir 
fässer für jede Gruppe betrifft, dürfte dieses Verfahren, welches 
eine wirkliche Essig gradi r u ng ist, bei rationeller Beobachtung 
und Betrieb noch mancher Verbesserung zur Beschleunigung des 
Processes fähig sein. Je nach Umständen, vorzüglich auch nach 
dem Alkoholgehalte des Essiggutes dauert die Essigbildung dabei
	        
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