Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

Zuglöcher läßt man das Essiggut in dem Sammelraume empor 
steigen und sorgt nun durch eine Vorrichtung dafür, daß, wenn 
dasselbe höher steigt, es durch eine Lförmig gebogene Glasröhre 
durch hydrostatischen Druck von selbst nach Außen in ein unter 
gestelltes Gefäß oder in einen zweiten Essigbilder abfließt. Diese 
gebogene Glasröhre wird demnach in einer Öffnung unmittelbar 
über dem Boden befestigt und muß von hier bis etwa 1 Zoll 
unter die Luftlöcher aufsteigen, wo sich die Abbiegung derselben 
befindet und durch sie das Essiggut stettig abfließt. 
Die Essigstube, worin die Essigbilder aufgestellt sind, muß 
hinreichend warm sein, daher, wenn es nothwendig ist, geheizt 
und für einen steten Luftwechsel darin gesorgt werden. 
Die einzige Erscheinung, welche mau hierbei bisher ange 
wendet hat, um den Gang des Essigbitdungsproceffes zu beur 
theilen, ist die Erhöhung der Temperatur, welche dabei in dem 
Essigbilder Statt findet. Um sie zu beobachten, wird in jeden 
Essigbilder ein rechtwinkelig gebogenes, innen vor dem Abbre 
chen geschütztes Thermometer so durch die Seitcuwaud in das 
Gefäß gesteckt, daß seine Kugel etwa auf 6 Zoll Tiefe in das 
selbe hineinragt, die Scala aber außerhalb an der Wand des 
Essigbildcrs sichtbar ist und das Steigen und Fallen der Tem 
peratur im Essigbilder äußerlich demnach deutlich wahrgenommen 
werden kaun. Über den wirklichen Fortschritt derselben belehrt 
aber wieder nur der Gebrauch des Essigbildungsprobers. 
Sind die Essigbilder gehörig hergerichtet, so kann nun zu 
ihrer Verwendung, d. h. zur Essigfabricatiou damit geschritten 
werden. Zu diesem Behufe erzeugt man sich die Essigmischuug, 
wozu eine jede gegohrene alkoholhaltige Flüssigkeit mit oder ohne 
Zusatz von Branntwein, so wie Branntwein mit Wasser verdünnt 
allein angewendet werden kann. Es ist Vortheilhaft, den etwa 
gebrauchten Wein welcher Art immer mit verdünntem Brannt 
wein zu mischen, nicht nur deßhalb, um, wenn es gewünscht 
werden sollte, den Alkoholgehalt desselben zu erhöhen, sondern 
auch um seinen Gehalt an Extract (nicht flüchtigen Bestand- 
theilen) auf eine größere Masse Flüssigkeit zu vertheilen, daher 
relativ zu verkleinern. Die Hobelspäne werden in diesem Falle 
weniger verschleimt (mit Schleim überzogen) und bleiben län 
gere Zeit wirksam. Ist eine solche Verschleimung derselben ein 
getreten, so müssen sie herausgenommen, abgewaschen, getrocknet 
und wieder eingesäuert, oder auch durch frische ersetzt werden. 
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