Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

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Lesegeschäft leitet, muß im Preßhause anwesend sein und 
darauf sehen, daß die Arbeiten daselbst gleichen Schritt mit dem 
Lesen halten. 
Die im Weinberge gefüllten Butten werden in das Preß- 
haus geschafft, die fehlerhaften Trauben auf Tische ausgeschüttet 
und überklaubt, um die daran befindlichen gesunden Beeren zu 
gewinnen. In nassen Jahren, wo die Fäulniß der Trauben 
sehr stark ist, ist es gut, die ganze Lese auf Tischen zu über 
klauben. 
Gewinnung des Traubensaftes. 
Der Saft wird aus den Weinbeeren auf verschiedene 
Weise gewonnen, und ebenso verschieden wird auch bei der Gäh- 
rung desselben zum Behufe seiner Verwandlung in Wein ver 
fahren. Entweder wird der Saft aus den Beeren unmittelbar 
und ohne Vorbereitung derselben abgeschieden, oder es findet 
eine Vorbereitung der Beeren oder des aus ihnen ausgepreßten 
Saftes Statt. Schon die Alten verstanden die Kunst, den Trau- 
beusaft künstlich zu verdicken oder zu coucentrireu, um süße, 
dem Liqueure ähnliche Weine (Ansbrüche) zu erzeugen. Sie 
erzeugten drei Gattungen solcher sogenannter gekochter Weine, 
und zwar: 
1) aus Trauben, die man am Stocke oder auf Hürden an 
der Sonne theilweise trocknen ließ; 
2) aus bis zur Häfte, und 
3) bis */3 oder auf V 4 eingedampften (eingekochten) Trau 
bensaft (Most). 
Diese Methoden, von welchen Plinius und Diosco- 
rides genaue Nachrichten geben, sind auch noch gegenwärtig 
im Gebrauche und sie lassen sich auf mauuichfach abgeänderte 
Weise vortheilhaft anwenden. 
Die Trauben werden ferner entweder abgebeert (wozu das soge 
nannte Traubensieb dient, auf welchem die Kämme zurückbleiben), 
oder sie werden nicht abgebeert, und endlich wird entweder der 
abgepreßte Saft für sich vergohren, oder man läßt ihn bloß 
mit den zerdrückten Schalen und auch mit den Kämmen gähreu. 
Jede dieser Verfahruugsweisen hat ihre Vortheile und
	        
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