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das Lackmuspapier sogleich der sauren Flüssigkeit (dem Essig)
zusetzt, wodurch sie geröthet werden. In vollkommen neutra
len Salzlösungen wird aber geröthetes Lackmuspapier nicht
blau, Eurcumepapier nicht braun und blaues Lackmuspapier
nicht roth gefärbt, eben weil sie neutral sind; die Pa
piere werden davon nicht verändert. Wird demnach in einer
Salzlösung geröthetes Lackmus wieder blau, so muß schon ein
kleiner Überschuß des Alkali vorhanden sein. Wie viel, hängt
von der Geschicklichkeit des Experimentators ab; aber um so
viel sind alle Bestimmungen unrichtig, der Säuregehalt näm
lich zu groß ermittelt. — Um diesen Fehler zu vermeiden, sollte
man die Lackmustinctur oder das Lackmnspapier nicht in den
Essig bringen, sondern von dem letztern ganz dünne Streifen
schneiden und während der Operation des Neutralisirens die
Flüssigkeit damit auf ihre Reaction prüfen. Wenn weder blaues
noch geröthetes Lackmuspapier von der Flüssigkeit verändert
werden, dann ist der Zustand der wirklichen Neutralität einge
treten, und da die gebrauchten Papierstreifen nur dünn sind
und wenig eingetaucht zu werden brauchen, so wird damit eine
sehr unbedeutende Quantität der Flüssigkeit hinweggenommeu,
das Resultat demnach kaum merkbar beirrt.
Sowohl das kohlensaure Kali, wie das kohlensaure
Natron lassen sich zur Prüfung der Essige auch als Auflösung
in einem genau titrirten Zustande (von bestimmtem Gehalte)
anwenden und unterliegen dann weniger äußern Einflüssen.
Zu 3. Das dritte zur Prüfung der Essige auf ihren Ge
halt an Essigsäure empfohlene kohlensaure Alkali ist der- ein
fach kohlensaure Kalk. Fein gepulverte oder geschlämmte Kreide,
oder, am besten, künstlich erzeugter kohlensaurer Kalk sind
dazu anwendbar. Der damit zu prüfende Essig wird erwärmt,
von einer abgewogenen Menge kohlensauren Kalks, welcher
Veränderungen durch den Einfluß der Atmosphäre weniger un
terliegt, davon bis zur vollständigen Sättigung, und weil diese
ohne Anwendung eines Überschusses von kohlensaurem Kalk
schwer zu erzielen, sogleich ein Überschuß desselben zugesetzt
und hierauf die Menge des unausgelöst gebliebenen ermittelt,
woraus sich die des aufgelösten Antheils und damit auch der
Gehalt an Essigsäure sehr leicht ergibt.
Ein Gran wasserfreie Essigsäure erfordert zur Neutrali
sation 0.980 Gran und 1 Gran Essigsäurehydrat 0.833 Gran