Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

Saft hindurchfließen, aber die Schalen nicht hindurchfallen 
können, und in deren Mitte oder an deren Seite eine verschließ 
bare Öffnung sich befindet. Es wird über der Gährkufe ange 
bracht. Die Beeren oder Trauben kommen buttenweise in die 
Tretbütte und werden darin von einem oder zwei Arbeitern 
mir rein gewaschenen Füßen — mit Holzschuhen oder andern 
starken Schuhen, oder auch mit nicht eingefetteten juftenen 
Stiefeln bekleidet — ausgetreten, zerstampft und zerdrückt. 
Der Most (Traubensaft) fließt durch die Öffnungen der 
Tretbütte in die Gährkufe; die Hülsen (Schalen) und die 
Kämme bleiben in derselben zurück, und nachdem sie gut aus 
getreten, d. h. vollkommen zerdrückt sind, werden sie durch das 
geöffnete Thürchen des Bodens oder der Seitenwand mit dem 
Fuße in die Gährkufe nachgestoßen. Die leere Tretbütte wird 
am Boden wieder verschlossen, neue Weinbeeren oder Trauben 
eingefüllt, und so bis zur Auffüllung der Gährkufe und zur 
Beendigung der Weinlese fortgefahren. 
In Österreich werden die Weintrauben in Kübeln mit höl 
zernen Kolben, welche man Mostler nennt, zerstoßen und zer 
quetscht. Viele Weinbauer treten ihre Weinlese auf der Brücke 
der Presse (Bürde) mit bloßen (rein gewaschenen) Füßen zusammen. 
Sowohl zum Abbeeren als zum Zerquetschen der Wein 
beeren bedient man sich auch eigends dazu construirter Maschinen. 
Die einfachste Vorrichtung zum Zerdrücken sowohl der 
ganzen Weintrauben als der Beeren ist eineQuetschmaschine mit zwei 
grob gekerbten locker an einander gestellten Walzen, die mittelst Kur 
beln in entgegengesetzter Richtung gedreht werden. Sie erfüllt ohne 
übermäßigen Kraftaufwand ihren Zweck, doch dürfen die gekerbten 
Walzen keinen zu kleinen Durchmesser haben. Die Trauben oder 
Beeren werden in den darüber befindlichen Rumpf (Kasten) aufge 
schüttet, der durch Zerquetschen erzeugte Meisch fällt in einen unter 
gestellten flachen Bottich, und wird von da zur Presse gebracht. 
Eine einfache Vorrichtung zum Abbeeren der Trauben und 
zur Absonderung der Kämme hat Baron Smola zu Melnik 
in Böhmen construirt, die in dem dortigen Weingebirge im Ge 
brauche ist. Die zerriebenen Beeren fallen mit dem Safte 
flüßig gemacht auf einen Rost, durch dessen Öffnungen sie hin 
durchfallen, während die Kämme auf demselben zurückbleiben 
und herausgeworfen werden. 
Im Rheingau bedient man sich ebenfalls solcher Quetsch-
	        
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