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um sogleich eine kräftige Essigbildung zu erzielen; es wird
aber gewöhnlich viel weniger, oft nur 1 / 3 —V 4 davon zuge
setzt, und es scheint demnach, daß hierin in Bezug auf die Be
reitung der Essigmischungen oder des Essiggutes noch eine Ver
besserung möglich sei. In der That lehrt die Erfahrung, daß
die Essigbildnng in einer Essigmischung um so kräftiger erfolgt,
je mehr Essigsäure in derselben schon gebildet enthalten ist.
Im Allgemeinen könnte man annehmen, daß zu der Essig
mischung wenigstens immer gleiche Gewichte oder Maße gleich
viel Alkohol und Essigsäure enthaltender geistiger und saurer
Flüssigkeiten verwendet werden sollen, so wie, daß der Essig
fabrikant die Kenntniß und Geschicklichkeit besitzen solle, beide
auf ihren Gehalt an nutzbarer Substanz, Alkohol und Essig
säure, zu prüfen und darnach die Quantitäten zu bestimmen,
in welchen sie mit einander zu Essiggut zu vermischen sind.
Ob den Nebenbestandtheilen in gegoltenen geistigen Flüssig
keiten noch eine Mitwirkung bei der Essigbildnng zuzuschreiben
sei, dürfte vorderhand noch unentschieden bleiben.
Man hat beobachtet, daß sich unter gewissen, noch nicht
genau ermittelten Umständen fast gar keine Essigsäure im Essig
bilder erzeugt, sondern vielmehr bloß Aldehyd, welches, weil
es sehr flüchtig ist, mit der durchziehenden atmosphärischen Luft
großentheils weggeführt wird, weßhalb auch zuletzt ein schwä
cherer Essig aus dem Essiggute erhalten wird, als der Alkohol
gehalt desselben erwarten ließ. Offenbar muß hieran ein feh
lerhaftes Verhältniß in der Essigmischung, in seiner Tempera
tur und in der des Essigbilders, so wie in der Stärke des Luft
zuges Ursache sein, und daraus leuchtet die Nothwendigkeit ein,
sich um den Einfluß dieser einwirkenden Umstände genauer
als bisher zu bekümmern, um dadurch zu Mitteln und Ver-
fahrungsweisen zu gelangen, durch welche man sich von allen
störenden Einflüssen unabhängig machen kann. Das englische
Verfahren bei der Schnellessigfabrication bietet solche Metho
den dar, und deßhalb erscheint es wünschenswerth, daß es in
größern Essigfabriken nachgeahmt werden möge. Insbesondere
ist es nothwendig, jedesmal den Alkohol- und Essigsänregehalt
der Essigmischung vor dem Aufgeben auf den Essigbilder und
nach dem Abfließen aus demselben genau zu prüfen, um daraus
zu ersehen, in welchem Grade die Umwandlung des Alkohols
in Essigsäure Statt gefunden hat, ob das abfließende Essiggut