Full text: Die Bereitung des Weines und die Essigfabrikation (2. Band, 2. Theil)

Trestern von ungegohrenein Traubenmaisch S. 316 
meines Werkes. 
Es ist allerdings wahr, daß Dr. Gall hierbei in den 
fraglichen Gegenstand erschöpfender eingedrungen ist, allein 
die Zusammen Haltung mit dem, was in meinem Werke hierüber 
auf S. 310, 311, 315 und 316 Bd. I. und S. 139 Bd. IV. 
steht — was Gall übersehen zu haben scheint—wird zeigen, 
daß sein Vorwurf nicht begründet sei, und daß mir auch die 
Verminderung des Säuregehalts durch Zusatz einer Zuckerlö 
sung (Zucker und Wasser) zum sauren Moste wohl bekannt war. 
Man kann durch ein solches Verfahren auch dahin gelan 
gen, immer einen Wein von ziemlich gleich guter Beschaffenheit 
zu erzeugeu. Wenn man z. B. die Erfahrung gemacht hat, 
daß von irgend einer Sorte oder Lage ein guter Wein entsteht, 
wenn der Most eine Concentration von 21% Sacharometer- 
Anzeige hat, und der Most erreicht in weniger günstigen Jahr 
gängen nur eine Concentration von 18, 19, oder 2O pCt., so 
kann man ihm entweder blos den fehlenden Zuckergehalt bis 
zu 21 pCt. Sacharometer-Anzeige ersetzen, oder, wenn er zu 
gleich etwas zu viel freie Säure enthalten sollte, diesen Säure 
gehalt zugleich relativ vermindern, wenn man dem Moste statt 
Zucker eine entsprechende Menge concentrirter Zuckerlösung, 
z. B. auf 100 U Most, 15, 20, bis 25 U derselben zusetzt. 
Die Zuckerlösung muß natürlich eine solche Concentration 
besitzen, daß beim Vermischen derselben mit dem Moste eine 
mittlere Concentration des Gemisches von 21 pCt. resultirt. 
100 U Most von 18 pCt. Gehalt bedürfen nahe noch 4 U 
Zucker, um auf 21 pCt. Gehalt gebracht zu werden; man er 
hält nun 104^ Most. Will man denselben zugleich um 25 U 
vermehren, so müssen noch 21 U Zuckerlösung von 21% Zuk- 
kergehalt (4.4 8s Zucker 16.6 A Wasser) zugesetzt werden. Der 
Säuregehalt wird dadurch auf % des ursprünglichen reducirt. 
Daß die künstliche Weinveredlung kein Product liefern 
kann, welches dem natürlich guten Wein derselben Art und 
von demselben Gehalte vollkommen gleich ist, liegt auf der Hand 
weil dem ersteren gewisse den Geschmack und Geruch bedingende 
Bestandtheile fehlen, die sich im letzteren nur bei vollkommener 
Reife der Trauben ausbilden.
	        
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